TAG 9 / GRANADA
Montag, 03.06.
Der Wecker klingelt sehr früh, wir wollen zeitig bei der Alhambra sein – dem Hauptgrund, warum man Granada einen Besuch abstattet. Das Hotelfrühstück ist zum Vergessen. Verbruzzeltes Omelett, alte Wurst und dünner Kaffee. Egal, raus an die frische Morgenluft und mit Elan den Fußweg … Nö! Wir sind schlauer als gestern und nehmen den Bus rauf zur Alhambra. Die Haltestelle haben wir uns gestern Abend schon ausgeguckt. Nach den letzten Tagen muss man sich ja nicht schon am frühen Morgen müde laufen, die Energie brauchen wir für die Alhambra. Dort angekommen ist es immer noch herrlich kühl. Nur da, wo die Sonne durch die Bäume sticht, wird’s schon fast heiß.
Die Tickets für die Alhambra haben wir schon von zuhause aus gebucht. Wie man jetzt anhand der Schlange vor dem Eingang sehen kann, ist das tatsächlich ratsam. Allerdings konnte man sich nur einen Gutschein ausdrucken, mit dem man die Tickets vor Ort abholen sollte. Dumm nur, wenn man sich nicht auskennt und niemand der Angestellten englisch zu verstehen scheint. Das ist alles ein wenig kompliziert, aber letztendlich schaffen wir es dann doch noch hinein.
Das Areal ist riesig – viel größer als erwartet. Wir tippeln erst einmal links runter zum Königspalast, schauen uns ein maurisches Bad an und dann den ältesten Teil mit dem Aussichtsturm (früher ein Wehrturm) Hier stehen noch die Ruinen der alten Bebauung. An deren Grundrissen kann man sich ein wenig vorstellen, wie das alles ausgesehen haben mag früher. Der Blick vom Turm ist gigantisch und geht über die komplette Senke und die Stadt. „Allein für diesen Moment lohnt sich schon der Eintritt in die Alhambra“, denken wir – und haben keine Ahnung, was da noch kommen sollte.
Danach brauchen wir erst Mal einen richtigen Kaffee und ein Croissant, immerhin haben wir kaum gefrühstückt. Von unserem Picknickplatz aus sehen wir schon die Schlange derer, die Einlass in den Nasridenpalast begehren. Hierfür gibt es Zeitkarten, so dass der Palast nicht überlaufen wird. Wir dürfen erst ab 13 Uhr hinein, also nehmen wir uns zuerst die Gärten hinter dem Nasridenpalast vor. Und auch was den angeht, würde ich gerne auf die Bilder verweisen. Das kann man kaum beschreiben. Ich bin kein Garten-Fan und stehe auch nicht besonders auf Blumen, aber was da aufgefahren wird, ist der absolute Hammer! Vor allem das Bewässerungssystem, dass sich ja schon die alten Mauren ausgedacht haben, ist faszinierend. Hier fällt es uns nicht schwer, die Zeit bis 13 Uhr herum zu bringen.
Nach nur kurzem Schlangestehen entern wir dann auch bald den Nasridenpalast. Nää, wat konnten die Mauren mauern! Die gesamte Anlage ist ein einziges Märchen aus 1001 Nacht. All diese fein ziselierten Verkleidungen, die Stalaktitendecken, die Patios mit ihren Brunnen und Wasserläufen … du kriegst den Mund nicht zu! Hier findet sich auch der berühmte Löwenbrunnen in einem der Innenhöfe. Dort ist aber alles aus weißem Marmor und die Sonne steht im Zenit, so dass man ohne Sonnenbrille fast nichts mehr erkennen kann. Nach anderthalb Stunden Palast ist man ein wenig überreizt.
Das war fast zu viel Schönes. Und jetzt geht es auch noch hoch in den Generalife, eine weitere Gartenanlage der Alhambra. Aber das ist doch alles nicht mehr zu toppen hier? Doch, ist es. Der Generalife ist mehr kubistisch angelegt, steht den Gärten hinter dem Nasridenpalast aber in nichts nach. Noch mehr Brunnen, Teiche, Wasserläufe, Kaskaden – Herrlich! Die Fotos und der Film (siehe Startseite dieses Berichts) geben einen besseren Eindruck, als wenn ich hier weiter schwafeln würde. Ein kurzes Fazit: Wer Andalusien bereisen will, muss die Alhambra einbauen!
Um 16 Uhr nehmen wir den Bus zurück in die Innenstadt. Am Plaza Nueva gönnen wir uns in einem Straßencafé ein Kaltgetränk. Lustig – für die Gäste gibt es hier eine Berieselungsanlage ähnlich wie der an den Gemüsetheken im Supermarkt. Alle paar Sekunden wird man mit kühlem Wasserdampf besprüht. Schön! An der Kathedrale, die heute offen ist, entscheiden wir uns dennoch gegen eine Besichtigung. Die 16 Euro Eintritt sind es uns nicht wert, erst recht nach diesem Tag. Sie kann sicherlich nicht die Alhambra toppen. Das Geld investieren wir lieber für den Souvenirkauf in einem der lustigen Fächerläden. Nachdem wir noch ein bisschen durch die Gassen getrollt sind, schlagen wir uns schon um 19 Uhr eine Pizza rein.
Ungewöhnlich früh, aber schließlich müssen wir den Bus erwischen, der uns hoch zum Mirador San Nicolas bringt. Dort ist es noch voller als gestern. Wie alle anderen hier wollen natürlich auch wir den Blick auf die Alhambra im Sonnenuntergang genießen (lohnt sich!). Ein paar Bierchen vom Straßenhändler und viele Fotos später geht es wieder mit dem Minibus nach unten. Die Fahrer dieser Büschen haben jedenfalls Nerven wie Drahtseile. Fast kommen wir uns vor wie in der Altstadt Lissabons, wo zwischen Straßenbahn und den Häuserwänden nur ein paar Zentimeter Platz bleibt. Nur fährt der Bus ja nicht auf Schienen und außerdem deutlich schneller! Zurück im Hotel nutzen wir wieder unseren Balkonfernseher und gucken bei einem Absacker dem Gewusel unter uns zu. War wieder ein sehr schöner Tag!