Wandelbares Andalusien – Ein Reisebericht / Tag 10

TAG 10 / GRANADA – SAN JOSÉ
Dienstag, 04.06. 

OK, das waren jetzt also zehn Tage touren durch Andalusien und jede Menge Sightseeing. Jetzt haben wir uns noch ein bisschen Strandurlaub verdient. Dafür soll es an die Südwest-Spitze von Andalusien gehen – nach San José. Ein kleiner Ort (fast) mitten im Nirgendwo mit ein paar schönen Stränden. Dort haben wir für die letzten fünf Nächte eine Ferienwohnung in einer Appartement-Anlage gemietet.

Nach dem leider wieder unsäglichen Hotelfrühstück checken wir aus und werden draußen von einem älteren Herrn in Anzug und Krawatte erwartet, der bereits unser Auto aus dem Parkhaus befreit und direkt vor dem Hotel geparkt hat. Er stellt sich als Miguel vor. Das ist aber das einzige, was wir verstehen. Ansonsten kommt uns alles, was aus seinem Mund perlt – und das ist nicht wenig – ziemlich spanisch vor (sorry, ein einziges mal musste der sein!)

Miguel trägt uns sogar die Koffer ins Auto, Gegenwehr zwecklos. Wie wir vorher erfahren haben, wird der gesamte Autoverkehr in Granadas Altstadt von Kameras überwacht. Nur Autos mit registrierten Kennzeichen dürfen straffrei ein- und ausfahren. Vermutlich deshalb bittet Miguel uns auch, auf dem Beifahrersitz bzw. der Rückbank Platz zu nehmen. Er selbst setzt sich beherzt hinter das Steuer und fährt los. Wohin wissen wir nicht. Auf jeden Fall schon mal stadtauswärts, das kann man an den Schildern sehen. Dabei erzählt er unaufhörlich. Und lacht viel. Irgendwie konnten wir ihm zu verstehen geben, dass wir nun nach San José fahren würden. Worauf er sehr breit grinste und uns zu erklären versuchte, dass er gern mitkommen würde. Mal ein paar Tage ausspannen: „Miguel y Senorita y Senor: San José!!“ Irgendwann hält er an, öffnet uns die Tür und winkt zum Abschied. Wir befinden uns quasi kurz vor der Autobahnauffahrt in Richtung Almeria bzw. San José. Wie kommt der denn jetzt zum Hotel zurück? Ich drücke ihm ein paar Euros in die Hand, vielleicht muss er ja den Bus oder das Taxi zurück selber zahlen. Und selbst wenn nicht: Miguel hat für die ersten Lacher des Tages gesorgt und uns durch den Altstadt-Dschungel von Granada geführt. Gracias!

San José

Die zweistündige Fahrt beginnt mit dem tollen Panorama der Sierra Nevada und ihrer schneebedeckten 3500er. Nach hundert Kilometern änderte sich die Landschaft in eine typische Western-Kulisse. Man könnte fast meinen, dass gleich Old Shatterhand oder Charles Bronson um die Ecke geritten kommen. Ist aber auch kein Wunder, denn hier um Almeria herum wurden einige namhafte Western gedreht, wie zum Beispiel „Spiel mir das Lied vom Tod“. Diese Drehorte sollen auch noch ein Ziel unserer letzten fünf Tage hier sein, aber heute fahren wir erst mal an den Natur-Kulissen vorbei in Richtung Mittelmeer.

Rund um Almeria und somit auch rund um San José herrschen außer Western-Landschaften auch die Plastikfolien. Das Plastik-Meer ist das Gewächshaus Europas und erstreckt sich in dieser Region über 360 Quadratkilometer. Schön sieht das nicht aus. Drei Millionen Tonnen Obst und Gemüse werden hier jährlich produziert! Gepflegt und gepflückt von zahlreichen Tagelöhnern, oft Schwarze, die man immer wieder am Straßenrand oder vor ihren ärmlichen Unterkünften sitzen sieht. San José ist durch seine umliegenden Hügel glücklicherweise von der Aussicht auf das Plastik-Meer abgetrennt. Das kleine Städtchen mitten im Nirgendwo ist klein aber fein, nicht allzu touristisch.

Der große Strand direkt im Ort bietet eine Promenade mit einigen Restaurants. Unsere Appartementanlage heißt Vistamar und ist recht groß. Sie liegt am Ortsrand. Der Name kommt nicht von ungefähr – aus jeder Wohnung kann man das Meer sehen. Zwei Swimmingpools und eine Minigolfanlage (auf dem Dach!) sind zusätzlich vorhanden. Die Wohnung ist riesig und hat zwei Balkone. Nach dem Einchecken und auspacken werfen wir erst mal in der Küche die Waschmaschine an und bereiten uns einen kleinen Snack zu, den wir auf dem Balkon genießen.

Der Indiana-Jones-Strand

Danach steigen wir wieder ins Auto und fahren über eine Schotterpiste die hinter dem Hotel beginnt ein paar Kilometer zu zwei bekannten Naturstränden. Die Playa Genovese ist durchaus schön, sagt uns aber trotzdem nicht so zu. Ein paar Hopser über die Schlaglochpiste weiter befindet sich die Playa Monsul. An diesem Strand mit seinem charakteristischen Felsen wurde eine Szene aus „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ gedreht. Der Sand ist superfein. Hier packen wir zum ersten Mal in Spanien die Schnorchel aus. Nach einigen Tauchgängen in den durchaus hohen Wellen braten wir noch ein wenig in der Sonne und fahren zurück in die Wohnung zum Duschen.

Anschließend wollen wir im Dorf Abendessen jagen, aber viele Restaurants haben noch geschlossen. Ist wohl noch keine Hauptsaison. Ganz am Ende der Promenade kurz vor dem Yachthafen finden wir das Mediterraneo. Hier gibt es (natürlich) Tapas und einen sehr netten Kellner. Die Tapas sind reichlich, lecker und günstig – und weil so wenig los ist, unterhalten wir uns ein wenig mit unserem nur bruchstückhaft englisch sprechenden Kellner. Eine Übersetzungs-App in meinem Smartphone, die die übersetzten Sätze auch sprechen kann, hilft uns aber ungemein bei der Konversation. Nach dem obligatorischen Gute-Nacht-Bierchen auf dem Balkon geht’s zeitig ins Bett.

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