TAG / NEW YORK CITY
Freitag, 27.04.2012
Strahlender Sonnenschein mit ein paar Wölkchen lockt uns schon früh aus dem Bett und zum Frühstück. Es wird wieder ein „New Yorker“ kredenzt, klar. Pappsatt geht es mit der Bahn zum Washington Square ins Greenwich Village. Zwar scheint die Sonne, aber es weht auch ein kräftiger Wind, der sich allerdings mit ´nem dicken Pulli aushalten lässt. Der Washington Square Park ist wirklich sehr hübsch. An speziellen Schachtischen sitzen Spieler, die entweder schon mitten drin sind oder auf neue Spielpartner warten (man kann sich wohl einfach so dazu setzen wenn man Lust auf ’ne Partie hat), einige Schüler bummeln rum, ein paar professionelle Hunde-Babysitter mit vier bis fünf hechelnden Hundis an der Leine lassen sich durch den Park ziehen – Alltagsleben in New York eben. Die schön angelegten Beete der große Brunnen und natürlich der 23 Meter hohe Triumphbogen verleihen der ganzen Sache ein Flair von Klein-Paris.
Auch die Straßenzeile mir den Backsteinhäusern gleich hinter dem Triumphbogen sieht nicht nur hübsch aus, Nr. 11 kommt mir sogar irgendwie bekannt vor. Und als ich später sehe, wie sich Leute vor dem Haus fotografieren lassen bin ich sicher – hier hat Dr. Robert Neville alias Will Smith in „I Am Legend“ gewohnt! Das müssen wir uns näher ansehen und lustigerweise ist die Parkzone vor diesem und den folgenden Häusern abgesperrt. An den Laternen hängen Hinweise, dass man dort bitte nicht parken soll, da heute Dreharbeiten stattfänden. Man sieht jedenfalls nichts davon, außer ein paar Beleuchtern und Kabelschleppern, die ihr Zeug aus einem LKW wuchten und um die Straßenecke verschwinden. Hmmm … Tatsächlich befindet sich „I Am Legend 2“ ja gerade in der Produktion…. Könnte also durchaus sein, dass er hier momentan entsteht.
Als ich ein Foto von dem Haus mache, läuft mir eine ältere Dame ins Bild. Sie entschuldigt sich und fragt freundlich, ob wir denn wüssten, wer hier mal gewohnt habe. Wir verneinen artig, denn die Frau sieht nicht so aus, als würde sie einen fünf Jahre alten Hollywood-Endzeit-Streifen kennen. Und tatsächlich meint sie nicht Will Smith, sondern klärt uns auf, dass in Nr. 11 der berühmte amerikanische Schriftsteller Henry James gewohnt habe. Kennen wir beide nicht, aber aus seiner Feder stammt unter anderem „Washington Square“, der eben genau hier spielt. Wir erfahren noch vieles über Henry James und das Greenwich Village um uns herum, bekommen erzählt, dass die Dame und ihr Mann schön desöfteren Deutschland und auch Köln bereist haben und so weiter. Wir plaudern eine ganze Weile und finden es eigentlich sehr schade, dass man sich ja irgendwann doch irgendwie wieder verabschieden muss. Gerne hätten wir mit der netten Dame (Typ: „Wunsch-Oma“) noch einen Kaffee getrunken, aber man will ja nicht aufdringlich sein, auch wenn sie uns angesprochen hat.
Nach diesem schönen Zufall stromern wir noch etwas durch das Village und entdecken, dass man mitten in Manhatten tatsächlich fast kleinstädtisch leben kann. Die Gegend hier hat laut Reiseführer mit die höchsten Mieten in New York zu bieten – das kann man bei den putzigen Backsteinhäusern mit ihren Vorgärten durchaus verstehen. Die Christopher Street führt mitten durchs Village hindurch und scheint hier besonders regenbogenfarben zu sein, wenn man sich manche Lokalität ansieht 😉 Ein bisschen wirkt es hier wie im Kölner „Bermuda-Dreieck“. Im Village laufen wir auch an Jimi Hendrix‘ Electric Lady Studio vorbei, welches mal Wohn- und Arbeitsmittelpunkt des Meisters war. In dessen Nähe treffen wir auch auf eine lustige Bauarbeiter-Truppe bei der Mittagspause, die sich gerne von mir fotografieren lässt. Aber so schön es hier auch ist, wir müssen weiter, der Central Park wartet.
Den betreten wir westlich etwa in der Mitte und landen nach einem kurzen Spaziergang auch schon in den „Strawberry Fields“ – einem kleinen Park im Park, den die gute Yoko Ono für ihren erschossenen John angelegt hat. Yoko wohnt übrigens immer noch gleich gegenüber im Dakota Building, dem Haus, vor dessen Tür ihr Mann 1980 starb. Ansonsten sind wir beeindruckt von der Größe des Parks, der viel hügeliger ist, als man sich das vorstellt. Und es stimmt wirklich – mitten drin, zwischen all den großen Wiesen, Bäumen, Beeten, kleinen Winkeln und vor allem den großen Wasserflächen, hat man nicht den Eindruck im Zentrum einer Mega-City zu sein, auch wenn ab und an einige Wolkenkratzer den Hintergrund bilden, was natürlich großartig aussieht. Wir folgen der Westseite des Parks weiter bis zu dessen Ende am Columbus Circle, dem einzigen Kreisverkehr der Stadt, um von dort aus zur Ablegestelle unserer um 16 Uhr startenden Bötchenfahrt zu kommen, die wir mit unserem City-Paß noch gut haben.
Die Circle Line Cruise startet ab Pier 83 am Ufer des Hudson und bietet mehrere Touren in verschiedenen Längen an. Gleich nebenan parkt die USS Intrepid, ein Flugzeugträger, der seit 1941 in manchem Krieg Dienst tat und seit Anfang der 1980er Jahre hier vor Anker liegt und zu einem Sea-Air-Space-Museum umgebaut wurde. Das Monstrum wirkt übrigens auch in „I Am Legend“ als „Nebendarsteller“ mit. Leider fehlt uns die Zeit, das Museum zu entern, wir müssen auf unser Schiff. Naja, beim nächsten Mal.
Unsere Tour führt einmal halb um Manhattan herum bis auf Höhe des UN-Geländes am East River auf der gegenüberliegenden Seite der Insel und wieder zurück. Der erste Teil der Fahrt ist toll, wenn auch schweinekalt, da ich wegen der Fotos natürlich nicht drinnen im Warmen sitze, sondern mich in den fies schneidenden Wind vorne an den Bug stelle. Die Rückfahrt ist dann eben alles noch einmal rückwärts, wenn auch die wirklich guten Erläuterungen des Kapitäns nicht identisch sind, der Mann gibt sich wirklich Mühe! Durch ihn erfahren wir unter anderem, dass der größte Turm des neuen WTC, das One World Trade Center, am Montag das Empire State überholt haben und somit (wieder) das höchste Gebäude in New York sein wird. Er soll noch bis auf 541 Meter wachsen und Ende 2013 fertig sein. Nach der Tour warten wir vor dem Pier auf den Bus, der uns direkt bis zum Rockefeller Center fährt. Eigentlich wollen wir da heute schon rauf, erfahren vor Ort aber, dass erst in drei Stunden wieder ein Slot frei wäre. Das ist uns zu spät, außerdem würde ich fototechnisch gerne zur „blauen Stunde“ nach oben. Also kaufen wir uns Tickets für morgen abend kurz vor Sonnenuntergang, perfekt! Außerdem ist das dann sicher ein schöner NY-Abschluß für den letzten Abend.
So, und nun? Es ist nach 19 Uhr, immer noch arschkalt (2°C !) und der Tag war schon wieder ziemlich ereignisreich. Aber er soll auch noch nicht vorbei sein, also trollen wir uns durch bis zum Times Square, den wir noch nicht so richtig im Abendlicht gesehen haben. Einmal mehr klappt der Kiefer und mein Hirn kann nur noch „Biep!“ von sich geben. Meine Herren, ist dass eine unglaubliche Dröhnung dort. Für Epileptiker wirklich nicht geeignet meiner Meinung nach. Die „blaue Stunde“ ist noch nicht ganz vorbei und ich begebe mich auf die rote Treppe um in einen Fotorausch zu verfallen, während Rebekka auf Souvenirjagd geht. Nach einer guten Stunde Times Square schlendern wir noch ein bisschen durch die Straßen und landen schließlich – so weit wollten wir eigentlich gar nicht mehr latschen – an der Penn Station beim Madison Square Garden. Jetzt haben wir aber wirklich Hunger! Quer über die Straße blinkt das „Tik Tok Diner“, direkt beim bekannten „New Yorker“-Hotel. Spontan kehren wir ein und sind begeistert. Ein richtiges amerikanisches Diner, wie man sich das vorstellt, echt faire Preise, Monsterportionen und auch noch wirklich lecker! Nach einem opulenten Mahl rollen wir direkt vor der Tür in die Penn Station und lassen uns nach Queens in die Heia bringen.