TAG 9 / AIGUES MORTES – AVIGNON
02.06.2009
„Sur le Pont D´Avignon …“ – Heute geht es also in die berühmte alte Papststadt. Nach Frühstück und dem schnellen Ver/Entsorgen am Stellplatz winken wir Aigues Mortes und lenken den Adria in Richtung Avignon. Vorher machen wir noch an der weltberühmten Pont Du Gard halt (kennt nicht zuletzt jeder vom 5-EUR-Schein). Ein großer gebührenpflichtiger (kostet lustigerweise 5,- EUR) Parkplatz erwartet uns und nach einem kurzen Fußweg stehen wir auch schon davor. Es ist (zum Glück) wieder warm und einige Touris baden im Gardon unter der Sehenswürdigkeit. Badesachen haben wir zwar auch dabei, aber wir gehen dann doch nicht ins Wasser sondern erkunden die Brücke. Rebekka von oben, ich von unten. Wirklich ein imposantes Bauwerk wenn man bedenkt, dass das Teil schon so alt ist wie Jesus. Die Römer versorgten mit dem Aquädukt zu dem die Pont gehört die Stadt Nîmes mit Trinkwasser. Ein ausgeklügeltes Gefällesystem war für dieses Vorhaben nötig und immerhin steht das Ding heute noch. Vor gar nicht so langer Zeit fuhren sogar noch Kutschen und auch Autos darüber.
Das dazugehörige Museum sparen wir uns aus Zeitgründen und fahren weiter nach Avignon. Da die Stadt noch keinen Womo-Stellplatz besitzt, wollen wir auf einen der im Womo-Reiseführer empfohlenen Campingplätze rollen. Beide befinden sich auf der Île de la Barthelasse, der Insel in der Rhône vor der Stadt. Leider lesen sich beide nicht so perfekt, einer soll zwar stadtnah aber recht hässlich, der andere schön aber weit entfernt sein. Direkt neben Ersterem finden wir durch Zufall einen ganz anderen, im Führer nicht angegebenen – den Camping Pont D´Avignon. An der Rezeption werden wir von einer Schwäbin auf Deutsch begrüßt. Der Platz ist toll – großer Pool, kleiner Laden, viele Bäume, saubere Duschen und sogar Plätze mit Blick auf den Papstpalast und die Pont D´Avignon, die aber leider belegt sind.
Wir finden ein nettes anderes Plätzchen und probieren zuerst mal den Pool aus. Später machen wir uns auf den Fußmarsch über die nahe Brücke zu einem der Stadttore (etwa 15 Min.). Da es schon später Nachmittag ist, wollen wir uns die großen Sehenswürdigkeiten für den nächsten Tag aufsparen, womit wir spontan entscheiden, eine weitere Nacht hier zu bleiben. In der Stadt finden wir den leicht angegammelten Schick alter französischer Städte, den wir langsam schon gewohnt sind. Hier ist nur alles ein bisschen größer als beispielsweise in Aix. Wir besichtigen eine schöne Kirche und spazieren durch den Süden der Stadt, weil der Papstpalast und Konsorten im Norden morgen entdeckt werden wollen. Nach einigen Kilometern treibt der Hunger uns in ein vom Reiseführer empfohlenes Restaurant. Ziemlich Schicki-Micki und modern in einem Innenhof. Das Essen ist gut, aber „gehoben“, will heißen die Teller sind nicht unbedingt total voll. Satt werden wir trotzdem (einfach Brot nachordern, hehe) und zu teuer war es auch nicht. Zurück zum Camping geht es am beleuchteten Ufer der Rhône.
TAG 10 / AVIGNON
03.06.2009
Wie praktisch! Neben dem Campingplatz quert eine kostenlose Fähre den Fluss und bringt einen sofort zum Garten über dem Papstpalast! Eigentlich wäre der Fußweg von unserem Womo zur Fähre drei Minuten, aber da der gesamte Camping eingezäunt ist und an der betreffenden Stelle keine noch so kleine Tür besitzt, müssen wir komplett außen herum laufen. Die sind komisch, die Franzosen. Wir setzen über die Rhône und klettern direkt hinter dem Anleger den Felsen Rocher des Doms hinauf. Oben auf der Spitze hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und es befindet sich dort ein riesiger und schön angelegter Park. Gleich dahinter gelangt man zur Kathedrale Notre-Dame-des-Doms.
Sie sieht von außen mächtiger aus als von innen, aber immerhin befinden sich in ihr Papstgräber und einige sehenswerte Seitenschiffe. Wiederum gleich daneben befindet sich der Papstpalast, der fast komplett als Museum zu besichtigen ist. Mit einem Audioführer auch auf Deutsch. Es wird alles gut erklärt und beschrieben und es ist schon interessant, durch das ehemalige Allerheiligste der Katholiken zu laufen – immerhin diente die Stadt und der Palast sieben Päpsten als „neues Rom“. Und wer weiß schon, in welchen Räumlichkeiten Päpste im Mittelalter zu schlafen pflegten?
Nach der langen Tour durch den Palast sind wir ganz schön geschlaucht. Die Pont D´Avignon schenken wir uns, der Blick von oben reicht. Ist im Endeffekt auch nur eine Brücke, die man zudem nicht sieht wenn man drauf steht. Wir erkunden die Innenstadt noch ein wenig und machen Tourikram – Eis essen, Nippes kaufen (eine Walzenspieluhr, die „Sur le Pont“ spielt), fürs Abendessen Lebensmittel jagen, etc. Zurück am Womo wird gebrutzelt, gekniffelt, geduscht und noch lange in der lauen Nacht bei Bier und Wein gesessen und erzählt.
TAG 11 / AVIGNON – GORDES
04.06.2009
Erneut blauer Himmel und Sonne. Croissantgestärkt verlassen wir mit Ver/Entsorgtem Womo Avignon. Schön war’s! Die Fahrt führt uns 45 Minuten weiter nach Roussillon und zu seinen berühmten Ockerfelsen. Womos dürfen nicht in den Ort hinein, aber es gibt einen großen Parkplatz vorher, an dem man 2,- EUR für 24 Stunden zahlt, der also auch zum Schlafen geeignet wäre. Etwa zwei Kilometer Fußweg Richtung Dorf später stehen wir am Eingang zu den Felsen. Schon die sehr weite Sicht in das gesamte Umland bis zum Mont Ventoux, dem höchsten Berg der Provence, war den Weg hierher wert. Die Ockerfelsen (2,50 Eintritt) sind ein wirklich tolles Naturschauspiel. Leider kann man nicht mehr komplett durchlaufen, sondern wird drum herum geführt.
Die heftig leuchtenden Ockertöne lassen alle anderen Farbe wie die der Bäume und die des Himmels, fast unwirklich erscheinen. Nach etwa zweieinhalb Stunden treten wir den Weg Richtung Gordes an, einem weiteren Bergort auf unserer Tour (in dem übrigens einer unserer „Retter“ vom Strandvorfall an Tag 7 wohnt). Die Aussicht ist überall wo man neben der Straße hinsieht Wahnsinn. Zuerst geht es zur bekannten Abbaye du Sénanque. Ihre Berühmtheit hat sie wohl eher durch die malerisch davor gelegenen Lavendelfelder erlangt, die momentan leider noch nicht blühen. Das Kloster kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen und die Kirche ist unspektakulär. In der Abbaye du Thoronet vor knapp einer Woche hat es uns besser gefallen. Daher bleiben wir auch nicht allzu lange.
Letzter Stopp für heute ist der Camping des Sources, etwa einen Kilometer überhalb von Gordes. Dort steht man in Hanglage mit weitem, sehr weitem Blick ins Land und auf die umgebenden Berge, ich schätze 50 Kilometer in jede Richtung. Ein netter, kleiner Platz mit großem Pool und momentan zudem recht unbesiedelt. Obwohl es hier oben etwas kühler ist, ist es immer noch warm und wir springen noch schnell in den doch ziemlich eiskalten Pool mit Bergblick. Und wieder ein totales Kontrastprogramm zu den letzten beiden Tagen: Einsamkeit, Berge und … kaum Mücken! Nach dem Essen, spülen und duschen werfen wir ausnahmsweise noch einmal den Fernseher an und gucken „Domian“ bis wir ins Bett fallen.
Tag 12 / GORDES – VALLON PONT D´ARC
05.06.2009
Der letzte „richtige“ Urlaubstag bricht an und zum ersten Mal nach langer Zeit sieht es morgens nach Regen aus. Nachdem wir abgefahren sind fängt es dann auch heftigst an zu pladdern. Eine Besichtigung von Gordes streichen wir daher und machen uns auf den Weg. Heute wollen wir schon einmal einen kleinen Sprung in Richtung Heimat hinter uns bringen und fahren anderthalb Stunden über die Autobahn nach Norden an den Fluss Ardèche. Unterwegs besuchen wir zum letzten Mal einen Carrefour und decken uns mit dem Nötigsten ein. Wir fahren zunächst an Vallon Pont d´Arc vorbei die Ardèche-Schlucht entlang, um den eigentlichen Pont zu suchen, der dem Ort seinen Namen gegeben hat. Es ist eine Felsenbrücke über dem Ardèche, die oft und gerne fotografiert wird. Als wir den Aussichtspunkt gefunden haben, schauen wir auf viele Kanufahrer hinab, die den Pont durchqueren und die Sonne kommt wieder raus.
Am schönen Camping Mondial wollen wir unsere Markise aufschlagen. An der Rezeption fragen wir nach der Möglichkeit, ein Kanu zu mieten. Da sei kein Problem, 25 EUR für zwei Personen bei zwei Stunden auf einer sieben Kilometer langen Strecke mit Abhol- und Rückbringservice. Um 16 Uhr wäre die nächste Möglichkeit. Klingt gut. Wir sagen, dass wir darüber nachdenken werden und eventuell dann um 16 Uhr da sind. Der Mondial Camping hat einen ziemlich mondänen Poolbereich und ist schön angelegt. Wir parken ganz unten am länglichen Platz unter Bäumen und nur ein paar Schritte vom Flussufer entfernt. Gerade ist die Markise ausgefahren und wir in unsere Stühle gefallen, als plötzlich eine Lautsprecherdurchsage über den ganzen Platz brüllt: „Mössjöh Küffnähr … a la Röcäpsion sil vu pläh“. Mehr verstehe ich nicht, aber damit war unmissverständlich ich gemeint.
Also hetze ich den Platz nach oben zur Rezeption (etwa fünf Minuten Weg) um dort zu erfahren, dass in exakt zehn Minuten, um 15.35 Uhr, das Kanu-Unternehmen einen Wagen schicken würde, der uns abholt. Aha, anscheinend haben wir vorhin bereits fest gebucht gehabt. Und der Abholservice verfrüht sich ein wenig. Jetzt ist auch egal, machen wir`s eben! Also den Weg wieder runter um Rebekka Bescheid zu sagen und sofort wieder rauf. Keine Zeit, sich groß umzuziehen. Wird man dabei überhaupt richtig nass? Ein junger Kerl erwartet uns, verfrachtet uns in einen kleinen Transporter und fährt wortlos ein paar Minuten in der Gegend herum. Plötzlich finden wir uns vor einem kleinen Holzhäuschen wieder und unterschreiben irgendwelche Erklärungen. Unsere Wertsachen sollen wir in wasserdichte Kanister packen. Außer Wasserflasche, Sonnenbrille und Autoschlüssel haben wir sowieso nichts dabei.
Der schweigsame junge Typ bedeutet uns dann, mitzukommen, nachdem er uns Schwimmwesten angelegt hat. Auf dem Weg zum Flussufer wird er ein weniger gesprächiger und gibt uns in Französisch-Englisch und ein paar Brocken Schuldeutsch einige Instruktionen. Wir verstehen nur die Hälfte. Dann händigt er uns noch einen Zettel aus, auf dem die Strecke und der Haltepunkt für uns eingezeichnet sind. Außerdem werden dort in Comiczeichnungen die gefährlichsten Stromschnellen erklärt und wie man sie umfahren soll. Stromschnellen? Gefährlich?? Bei einer dieser Stellen lautete die mündliche Instruktion: „Anhalten und gucken, wie die anderen das machen“. Und tatsächlich ist auf dem Blatt an dieser Stelle ein Stopp-Schild gezeichnet und ein Auge, dass auf den Fluss schielt. Und wenn wir in den Stromschnellen ins Wasser fallen, sollen wir nicht versuchen zu schwimmen, sondern einfach nur liegen bleiben und uns von der Strömung tragen lassen, bis seichtes Wasser kommt. Oh, Okeee …
Seine letzte Frage lautet: „Schon mal Kanu gefahren?“ Wir verneinen. Er antwortet „Okeeee …“, zeigt uns unser Plastikkanu und wünscht viel Spaß. Dann sind wir allein, in zwei schreiend pinke und violette Schwimmwesten gehüllt, ansonsten normal bekleidet, jeder ein Paddel in der Hand und dieses Plastikteil vor uns. Gut, was wissen wir? Um sechs werden wir an Punkt Nr. 7 abgeholt, ansonsten haben wir keine Ahnung. Wird schon schief gehen. Wir schleppen das erstaunlich schwere Plastikgefährt ins Wasser und klettern drauf, jetzt schon bis zum Bauchnabel nass, aber das Wasser hat eine sehr angenehme Temperatur. Wie paddelt man eigentlich – synchron oder entgegengesetzt?
Das erste Stück ist erfreulich ruhig und wir können üben. Die erste „gefährliche“ Stromschnelle erweist sich als locker, bei der zweiten knallen wir gegen einen Felsen (ohne zu kentern), bei der dritten bleiben wir irgendwann hängen und ich muss uns wieder ins tiefe Wasser ziehen (und wir haben nicht angehalten um zu gucken wie die anderen das machen, wir waren nämlich so gut wie alleine unterwegs – jawoll!). In den ruhigen Abschnitten genießen wir die tollen Aussichten auf die Schlucht. Auch unter der Pont d´Arc paddeln wir durch und gucken jetzt auf die Leute auf dem Aussichtspunkt, wie wir eben noch von da oben auf die Kanus. Pünktlich gegen sechs erreichen wir Punkt 7, nass, geschafft und glücklich. Geile Fahrt – Gerne wieder! Wir werden zum Camping zurück gefahren und gehen erst mal duschen. Dann folgt das große Provence-Abschieds-Essen mit fettem Salat, lecker Grillgut aus der Pfanne und frischem Baguette. Nachher sitzen wir noch bis in die Nacht vor dem Womo, trinken unsere Reserven auf und lassen die Tour Revue passieren. Passend dazu singt eine Nachtigall um die Wette mit quakenden Fröschen. Noch eine Woche mehr wär schon nicht schlecht … Als es anfängt zu Gewittern, verkriechen wir uns ins Bett.
Tag 13 / VALLON PONT D´ARC – GONCOURT
06.06.2009
In der Nacht hat es ganz schön geschüttet. Vor dem Mobil ist alles aufgeweicht. Die Klamotten auf unserer provisorische Bindfaden-Wäscheleine am Baum sind klatschnass, Stühle und Schuhe auch. Der Himmel ist sehr bedeckt, aber es ist warm. Na ja, jetzt darf das Wetter auch langsam schlechter werden, der Urlaub neigt sich ja gen Ende. Der Platz muss wie üblich bis 12 Uhr bezahlt sein, aber danach darf man noch bis 16 Uhr bleiben. Haben wir auch noch nicht erlebt. Wir nutzen das Angebot und gehen nochmal zum Ufer der Ardèche, wo die Hölle los ist.
Der ganze Fluss ist bunt von Kanus. Anscheinend alles Hobbyfahrer wie wir, denn es gibt so einige spaßige Szenen zu beobachten. Die meisten Fahrer sind Jugendgruppen, die mehr zum saufen und feiern unterwegs zu sein scheinen, als zum Kanu fahren. Es gibt Bierdosenhelme, Sprechchöre mit irgendwelchen französischen Fußball-Schlachtgesängen von Ufer zu Ufer, Typen die umherschwimmen und Kanus zum Kentern bringen … Kirmes auf dem Wasser. Selbst der einsetzende Regen hält uns nicht davon ab, noch etwas länger zu gucken. Sehr witzig alles, trotzdem sind wir froh, gestern bei unserer Paddelpremiere fast alleine unterwegs gewesen zu sein. Langsam wird es Zeit, loszufahren. Wir räumen ein und nutzen nochmal die Duschen (die besten des ganzen Urlaubs).
Auf der 45-minütigen Strecke zur Autobahn A7 stehen wir irgendwann vor einer sehr tiefen Brücke. Ein Schild das davor warnt, dass hier nur maximal 2,60 Meter hohe Fahrzeuge durch passen, steht 20 Meter davor. Ein bisschen früher wäre nett gewesen, Wendemöglichkeiten sind hier nicht so dolle. Wir sind gerade am Seitenstreifen ran gefahren, als das nächste Womo in die Falle fährt. Das war dann auch fast das letzte Aufregende des Tages, wenn man von dem einstündigen Stau vor einer Mautstelle absieht.
Um 21.30 Uhr erreichen wir Goncourt in den Vogesen, wo wir noch eine Zwischenübernachtung einlegen wollen. Während der Fahrt wurden wir von zahlreichen Gewitterwolken mit mächtigen Wolkenformationen und einem Hörbuch unterhalten. Inzwischen regnet es Bindfäden und der Stellplatz direkt am Ufer der Maas (die hier noch ganz schmal ist), kann nicht wirklich genossen werden. Außerdem ist es saukalt! Geschätzte 15 Grad. Ein Feierabendbierchen draußen reicht uns, wir beschließen den Abend mit ein wenig Zocken im Womo.
Tag 14 / GONCOURT – KÖLN
07.06.2009
Bei Regen aufgewacht und losgefahren, bis hinter die deutsche Grenze vom Regen verfolgt gewesen. Am frühen Nachmittag zurück in Köln und teilweise bei Regen ausgepackt. Morgen geht’s wieder zur Arbeit, der Alltag hat uns wieder … Aber nur bis zum nächsten Mal!
Zum Abschluss noch die Zahlen aus dem Bordcomputer:
Gefahrene Kilometer: 3230
Durchschnittsverbrauch: 11,7 l/100 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 66 km/h
Komplette Fahrzeit des Urlaubs: 59 Std., 16 Min.