TAG 9 / HIROSHIMA – HIMEJI – OSAKA
Freitag 29.04.
Große Burgen und quiekende Manga-Mädels
Guten Morgen Hiroshima! War sehr interessant und auch sehr schön hier, aber wir müssen weiter. Nach dem Frühstück werden die Koffer zugeworfen und ab geht’s mit der Tram zum Bahnhof. Der Mann am Ticketschalter ist nicht gerade firm in Englisch und da auch mein Japanisch quasi nicht vorhanden ist, haben wir leichte Probleme. Aber nach zehn Minuten halten wir die gewünschten Tickets in der Hand. Erst mit dem Shinkansen nach Himeji, dann mit dem Bummelzug nach Osaka. Allerdings kapieren wir erst später, dass wir die kleinen Tickets übereinander und zusammen in den Automaten schieben sollen, der die Drehkreuze öffnet, aber klappt schließlich.
Himeji empfängt uns mit strahlender Sonne und schon vom Bahnhof aus mit einer tollen Aussicht auf seine Burg. Sie soll auch unser Ziel sein, aber erst mal müssen wir die Koffer loswerden. Es gibt genügend Schließfächer im Bahnhof. Auch für großes Gepäck. Nur leider werden die gerade … renonviert! Aber statt dessen wurde eine Gepäckverwahrung improvisiert, die letztlich günstiger und komfortabler ist. Nachdem wir den Kram los geworden sind, spazieren wir etwa 20 Minuten die Straße hinunter bis zur Burg. Rein wollen wir eigentlich gar nicht, zu lang die Schlangen, zu teuer der Eintritt und zu unspektakulär das zu sehende (laut vielen Berichten).
Aber einmal um die wirklich beeindruckende Sehendwürdigkeit herumspazieren wollen wir. Das ist nach einer knappen Stunde erledigt. Wir schnacken nett mit älteren Damen, die uns den Weg zeigen und bewundern Mega-Kois im Burggraben. Nach der Runde geht es in den japanischen Garten gleich neben der Burg. Absoluter (Geheim)-Tipp! Auf jeden Fall mitnehmen. Hier warten die verschiedensten Themengärten und fast alle sind einfach nur wow! Sie sind im Stil der Edo-Zeit angelegt und bieten ein Japan wie aus dem Bilderbuch.
Zurück am Bahnhof hören wir Musik … Draußen auf einem kleinen Platz scheint gerade eine Art Mini-Nachwuchs-Festival abzugehen. Teenies mit lustigen Manga-Kostümen geben sich das Mikro in die Hand und quäken ihre offenbar selbstproduzierten Songs. Dabei werden sie von den etwa 50 Zuschauern frenetisch gefeiert. Besonders ein Typ rastet aus, offenbar der Freund einer der Sängerinnen. Sehr witzig anzusehen. Japan, Du kannst so herrlich bescheuert sein!
Untergrund-Kilometer
Der Bummelzug bringt uns recht schnell nach Osaka, doch dann geht die U-Odyssee los. Die Gänge der U-Bahn nehmen kein Ende. Wir kommen einfach nicht an, es ist unglaublich. Nach einer halben Stunde Lauferei sehen wir endlich den Ausgang, der uns zu unserem Hotel führt. Es ist brandneu, sehr modern und gleichzeitig ökologisch gestaltet, Der Empfang ist sehr herzlich. Rebekka darf sich gleich zehn verschiedene Beauty-Produkte aussuchen, ich mir nur ein Kissen.
Im Zimmers wissen wir nicht, ob wir lachen oder weinen sollen. Der Raum ist so klein, dass der Schreibtisch und Kühlschrank in Schublaben unter dem Bett versteckt sind. Siehe ausführlichen Hotel-Check an Tag 10. Aber egal – wir wollen ja nicht im Zimmer hocken, sondern durch Osaka schlendern. Wir ziehen los zur Dotonbori, der Super-Shopping-Straße mit gefühlt einer Million Menschen und genau so vielen Restaurants. Dort waren wir schon bei letzten mal, allerdings bei strömenden Regen. Wir laufen lange durch das Blinki-Blinki, sehen Boote auf dem Kanal, auf denen einen Dixie-Band spielt und auch all den anderen Wahnsinn. Herrlich hier. Was uns am meisten auffällt – die Menschen schlendern hier mehr als in Tokyo. Auch wenn die Hölle los ist, wirkt es irgendwie nicht sehr hektisch.
Natürlich muss ich noch mal zum Hozen-Tempel und seiner moosbewachsenen Gottheit in einer Seitenstraße des Shopping-Viertels. Ihm wird neben Geld Wasser geopfert, durch das er über die Jahrzehnte komplett mit Moos überwucherte. Das fand ich beim letzten Besuch hier schon so faszinierend. Dieses mal wird die Atmosphäre (mittlerweile ist es dunkel geworden) noch durch Mönche verstärkt, die am Rand des Schreins singend um Spenden für die Opfer des Kumamoto-Bebens vor wenigen Wochen bitten. Da geben wir doch gerne (und es wird sich während des Singens artig mit Verbeugung bedankt).
Der Hunger führt uns anschließend in irgendein Tempura-Restaurant, für das wir uns nach kurzer Suche spontan entscheiden. Danach versuchen wir noch x-mal eine Pompompouri-Figur aus einem Greifer-Automaten zu angeln. Okay, und eine Riesenkatze. Zurück im Hotel testet Rebekka den Onsen aus, während ich die Fotos sichte. Als Tattoo-Träger hab ich sowieso mal wieder Zutrittsverbot.