Reisebericht Japan 2016: Back to Nippon / Tag 6

TAG 6 / NIKKO-TOKYO
Dienstag 26.04.

Die pure, bunte Schönheit

Hui! Mal kein Starbucks-Verschnitt zum Frühstück, sondern ein Hotelbuffet mit westlichen und japanischen Leckereien. Mixed Pickles, Melonenbrötchen, Kinoa, Curry, Fisch, Kartoffelauflauf – alles, was der Magen begehrt. Jetzt aber schnell ausgecheckt, Koffer an der Rezeption gebunkert und auf zur Kultur. Mit dem „World Heritage Bus“ geht es direkt in den Tempel Bezirk. Und natürlich ist der Tosho-gu Tempel unser erstes Ziel – immerhin ein Weltkulturerbe und das sicher nicht nur wegen der weltberühmten Schnitzerei der drei Affen (Nichts hören, nichts sehen … ihr wisst schon …). Man soll für den ganzen Bezirk mit allen Tempeln rund drei Stunden veranschlagen sagte man uns gestern an der Touri-Info. Hmn, is klar. Trifft vielleicht für asiatische Touristen auf „Europa in sieben Tagen“-Tour zu. Alleine zwei Stunden hält uns dieser Tempel „gefangen“, der wirklich beachtlich viele Schönheiten zu bieten hat. Sehr untypisch für Shinto-Schreine sind alle Gebäude quietschbunt und haben unglaublich viele detaillierte Schnitzereien am Start. Die drei Affen und die warum auch immer wohl ebenso berühmte Katze sind dabei noch die unspektakulärsten.

Tosho-gu Tempel

Leider werden gerade uralte und wohl nicht mehr standsichere Zedern gefällt, was ein wenig nervig ist. Lustiges Detail am Rande: Ein Souvenirfotograf (das es sowas immer noch gibt) ist bestens vorbereitet und hat für die Bilder mit kleinen Schoßhündchen sogar ein Quietscheentchen parat, damit die Kläffer auch schön in die Linse gucken, wenn Mami und Papi sich vor dem Tempel fotografieren lassen. Das Hauptportal des Tempels wird leider gerade renoviert, wie hier wohl ständig irgendetwas restauriert wird. Wie beim Kölner Dom – nie ganz fertig.

Auch der Rinno-ji Tempel, der unser nächstes Ziel ist, liegt komplett unter einer riesigen Halle verborgen, da er gerade neues Make-up erhält. Was man dennoch zu sehen bekommt, sind zwei große Buddha-Statuen und einen Blick auf die Arbeiten. Mäßig spannend. Aber: Der japanische Garten gleich gegenüber lohnt die läppischen 300 Yen Eintritt mal sowas von. Klein aber fein und alles, was der Japan-Liebhaber braucht: vom plätschernden Wasser über einen kleinen See mit Kois, liebevoll gepflegtes Grünzeug einem kleines Teehaus und schneienden Kirschblüten. Härrlisch! Hier hätten wir gerne länger verweilt, was aber aus Mangel an jeglichen Sitzgelegenheiten nicht möglich war. Das machen die doch garantiert mit Absicht! Sonst säße hier in jeder Ecke jemand herum. Komischerweise waren wir allerdings die einzigen Besucher.

Shinkyo-Brücke

Brücken-Zoll und eine Notbremse

Jetzt sind wir erstmal „Templed Out“, noch ein Tempel könnte all dem nichts mehr entgegen setzen. Da spazieren wir lieber zu Fuß eine schöne Straße durch einen Zedernwald hinab, die auf der rechten Seite von einem kleinen Bächlein geschmückt wird. Die Straße führt genau zur berühmten Shinkyo-Brücke. Wenn man darüber gehen möchte, kostet es Eintritt. Auf der Brücke gleich daneben aber nicht, da es sich um eine normale Straßenbrücke handelt. Und schließlich kann man nur von da aus die Shinkyo in ihrer ganzen Pracht sehen? Komische, das. Leider liegt die Brücke schon im Gegenlicht. Aber die Kombination aus türkisblauem Gebirgsbach, dem Grün der Bäume und dem Rot der Brücke ist schon was Feines.

Bis der Zug zurück nach Tokyo geht haben wir noch etwas Zeit und schlendern die Hauptstraße in Nikko hinab. Und die ist hässlich. Machen wir uns nix vor, an Kulturerben hat dieses Städtchen viel zu bieten, aber seine „Innenstadt“ ist wahrlich gräußlich. In einem Kombini erstehen wir ein kleines Picknick und machen es uns auf unserer Hanami-Plastikdecke am Flussufer im Sand gemütlich. Hier essen wir einen Happen, genießen den Blick auf ein paar Wasserfälle und die Berge und nickern ein halbes Stündchen in der Sonne.

Auf der anschließenden Rückfahrt will ich gerade ein bisschen vom Zugfenster aus die Einfahrt ins abendliche Tokyo filmen, da kommt plötzlich eine englische Ansage durch den Lautsprecher, das jemand die Notbremse betätigt hat. Der Zug bremst gaaanz sanft ab. Mist. Aber könnte schlimmer sein, denn der Zug neben uns steht auch, doch darin stehen die Leute gepresst wie Sardinen. Wir sitzen ganz gemütlich. Weitere Ansagen erfolgen nur auf japanisch und der Google Übersetzer kapituliert vor dem krächzenden Lautsprecher. Doch ein paar Worte werden aufgeschnappt und so bekommen wir halbwegs mit, dass es bald weitergehen soll. Das muss ein extrem seltenes Ereignis in diesem effizienten und durchgetakteten Zugsystem sein. Mit 20 Minuten Verspätung fahren wir ins blinkende Shinjuku ein. Der Wahnsinn hat uns wieder.

Nach dem Wiedereinchecken in unser Hotel erhalten wir ein neues Minizimmer und laufen danach noch etwas durch Shinjuku, kehren noch mal im Wa-Ta-Mi ein, beglücken uns noch im Hello Kitty Laden und spazieren weiter. Im Rotlichviertel Kabuchiko wundern wir uns darüber, dass die Leute-Einfänger von den Stripläden fast alle schwarz sind. Im „Don Quichotte“, einer großen „Hat wirklich alles“-Ladenkette, lachen wir über Drogerie-Produkte wie Mundspanner und künstliche Augenlider zum „verwestlichen“ des eignen asiatischen Antlitzes. Sehr schön auch: Die lustige Gummimasse die man sich in die Nase pfrimeln soll, und die nach einiger Zeit alle(!) Nasenhaare entfernt. Aber ich verweise einfach mal auf die Fotos.

Und morgen geht’s nach Hiroshima. Mensch Tokyo, Du bekloppte Stadt, ich vermiss Dich jetzt schon wieder.

HOTEL-CHECK

Das E-Hotel Higashi Shinjuku ist für Tokyoter Verhältnisse fast sagenhaft günstig. Dafür bekommt man einen Raum, in dem so gerade ein Doppelbett hinein passt, und eine schmale Nasszelle. Wenn man aber bedenkt, dass man ohnehin nur zum Schlafen im Hotel ist, reicht das vollkommen aus. Statt Frühstück gibt es das „Tullys“ im Erdgeschoss – recht teuer und nur okay. Das E-Hotel hat neben dem Preis auch den Vorteil einer sehr guten Lage. Kurz: Für einen Städtetrip nach Tokyo durchaus zu empfehlen.

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