TAG 12 / SAN JOSÉ
Donnerstag, 06.06.
Gestern ging es von San José aus in den Osten, heute wollen wir den Westen unsicher machen. Es soll bis hoch nach Carboneras gehen, um einige im Internet gefundene Traumstrände abzuklappern und schöne Aussichten zu genießen. Schon nach wenigen Kilometern sind wir abermals begeistert von der hügeligen Landschaft. Braun- und Grüntöne leuchten in allen Schattierungen und kleine Berge wie Zuckerhüte prägen das Bild. Das alles bietet im Kontrast zum tiefblauen Meer einen einmaligen Anblick.
Unser erster Stopp des Tages wird die Playa del Arco. Grellweiße, scharfkantige Lavafelsen, auf denen wir in der stechenden Vormittagssonne herum klettern. Wenn man sich das Meer wegdenkt, kann man eventuell eine Ahnung davon bekommen, wie man sich auf dem Mond fühlen muss. Eine verrückte Landschaft, tatsächlich irgendwie außerirdisch – nur hier und da trotzen sich kleine rote Blümchen einen Standort in der weißen Ödnis ab. Nach einer halben Stunde Kletterei geht es nur ein paar (Höhen)-Kilometer weiter zum einem Aussichtspunkt (sorry, Namen vergessen), von dem aus man einen Rundumblick über die östliche Küste genießen kann. Unsere Fahrt führt uns anschließend durch Rodalquilar, einem uralten, inzwischen fast verlassenen Dorf. Einst war das hier ein umtriebiges Bergarbeiter-Städtchen, inzwischen liegen die Minen und Arbeiter-Siedlungen verlassen da. Eigentlich genau mein Ding, vor allem fototechnisch. Aber irgendwie bin ich heute extrem faul und wir erkunden keine verlassenen Gebäude, zumal sie auch alle eingezäunt scheinen.
Nächster Geheimtipp aus dem Netz: die Playa del Plomo. Liegt seeehr abgelegen, ist aber trotzdem gut zu finden. Dennoch muss man erst mal sieben Kilometer ärgste Buckelpiste mit 50-Zentimeter-Schlaglöchern und fetten Felsen im Wechsel überstehen, bis man ankommt. Da setzt sogar ein Fiat Panda böse auf, wenn man nicht vorsichtig ist. Mehr als 20 km/h war niemals drin. Unten angekommen treffen wir auf ein paar Neo-Hippies mit dem obligatorischen uralt-VW-Camperbüschen (ja, die gibt’s noch!) und einen recht schönen Strand, an dem es aber sehr windig ist und deshalb eine ordentliche Brandung bollert. Eigentlich wollen wir aber schnorcheln und so wirklich supertoll gefällt es uns hier nicht, deswegen wieder zurückrumpeln auf die normale Straße.
Da ist die Playa de los Muertos, die wir nach zwanzig Minuten Fahrt erreichen, doch schon ein ganz anderes Kaliber. Vom Aussichtspunkt in der Nähe des Parkplatzes hat man einen grandiosen Blick auf die tiiief unten liegende Playa. Bizarre Felsen, türkis schimmerndes Wasser, eine kleine Bucht und ein langer Kieselstrand. Da woll’n wir hin! Das Problem: Die nächste Buckelpiste, dieses mal geht’s aber nur zu Fuß runter. Gut, dass wir feste Schuhe dabei haben. Für normal konditionierte Menschen ist der Abstieg in 15 bis 20 Minuten erledigt. An diesem wirklichen Traumstrand vollkommen ohne jegliche Infrastruktur blinken uns ein paar nackte Ärsche entgegen, ansonsten ist kaum was los, der riesige Naturstrand bietet jedem ein Plätzchen. Die feinen Kiesel rauschen in der Brandung und wir hauen uns erst mal hin. Durch die vielen Felsen hat’s hier jede Menge Fische zum erschnorcheln. Der Aufstieg zwei, drei Stunden später ist weniger schlimm als der Abstieg und wir cruisen dieses Mal gemütlich über die Autobahn nach Hause. In einem Mini-Supermarkt in San Jose stocken wir noch unsere Frühstücksvorräte auf, machen uns wieder frühlingsfrisch und kehren zum Tagesabschluss bei einem Italiener am Hafen ein.