TAG 16 / SAN DIEGO
Sonntag, 30.10.16
Wir ziehen in den Krieg
Der letzte volle Tag bricht an. Seufz. Um den Urlaubsende-Blues abzumildern, will Rebekka heute aber wirklich fliegen. Ein Anruf beim Gliderport sorgt jedoch für Ernüchterung: Nein, wahrscheinlich gehen sie heute nicht in die Luft, aber wir sollen es noch mal heute Nachmittag probieren. Okay, was nun? Wir entscheiden uns für die USS Midway – den Flugzeugträger im Hafen, der mittlerweile ein „lebendes“ Museum geworden ist. Das Parken gleich davor ist ein Kinderspiel, es gibt jede Menge freie Plätze (Preistipp: Auf dem Parkplatz darf man für 10 Dollar Gebühr den ganzen Tag stehen).
Die Midway ist gigantisch. Nun ja, ist ja auch ein Flugzeugträger. Übrigens einer, den „meine Generation“ noch im Fernsehen sah. Von der Midway starteten etwa unzählige F-14 Tomcat im Golfkrieg gen Irak. Das war der erste Live-Krieg im TV. Heute ist so was ja quasi normal. Überall, wo irgendetwas von den USA abgeschossen oder bombardiert wird, kann man kurz darauf den „Erfolg“ der Aktion oder sogar ein Kamerabild aus dem Marschflugkörper im Internet „bewundern“. Aber ich schweife ab …
Die schiere Größe der einzelnen Abteilungen, Kombüsen, Messen und natürlich des Flugdecks selbst, ist beeindruckend. Im krassen Gegensatz stehen dazu die engen Kojen für die bis zu 4700 Mann Besatzung. In fast allen Abteilungen des Schiffes stehen Veteranen für Fragen oder ein Gespräch zu Verfügung, die auch wirklich auf der Midway gefahren sind. Einigen von ihnen fragen wir ein paar Löcher in den Bauch und sie geben sehr bereitwillig Auskunft. Auf dem Flugdeck stehen jede Menge Jets, die auf der Midway im Einsatz waren, natürlich auch die Tomcat. Ein Bereich auf Deck ist abgesperrt, dort findet gerade die Trauerfeier für einen verstorbenen Ex-Soldaten statt, der wohl auf „seinem alten Schiff“ verstreut werden wollte.
Ja, der „Hurrah-Patriotismus“ kann sicherlich nerven, aber hier und da auch nachvollzogen werden, vor allem im Gespräch mit den Veteranen. Alles in allem waren die drei Stunden auf der Midway sehr interessant, lehrreich und spannend. Übrigens sind drei Stunden meiner Ansicht nach das absolute Minimum, wir haben längst nicht alles gesehen.
Zoo oder Gleitschirm?
Denn: Wir wollen ja noch zum weltberühmten Zoo von San Diego. Dort auf dem Parkplatz bessert sich das wolkenverhangene Wetter und wir machen noch einen telefonischen Versuch beim Gliderport. „Ja, wir starten“, heißt es. Dann also doch keine Tiere und wieder hoch nach Torrey Pines! Am Parkplatz des Kliffs angekommen, fängt es an zu pladdern. Wir warten den Schauer im Auto ab und gehen zum Gliderport. „Nein, wir fliegen heute nicht mehr.“ Gar nicht mal wegen dem Regenschauer, der Wind würde schlicht fehlen. Jetzt wird meine bessere Hälfe leicht sauer, was das Mädel aber mal gar nicht beeindruckt. Das mit der Auskunft am Telefon vor einer halben Stunde könne sie auch nicht ganz nachvollziehen.
Na schön, na gut – Alternativen müssen her. Ich würde sehr gerne noch an die Grenze, die logischerweise auch einen Strandbereich teilt. Der Zaun geht dort bis tief ins Meer und gerade Sonntags sollen da kleine Familienfeste stattfinden. Wer in den USA arbeitet, ob legal oder illegal, kommt dann an den Zaun, um Frau und Kinder oder Eltern zu sehen, die in Tijuana leben. Dann wird auch gepicknickt, obwohl ein Zaun durch die „Tafel“ geht. Das müssen so absurde wie anrührende Bilder sein, die ich gerne dokumentieren würde. Rebekka möchte statt dessen den Silver Strand Beach entlangwandern. Dort setze ich sie also ab und fahre zum Border Field State Park.
Kein Grenzgänger
Bis zum Sonnenuntergang, den wir uns zusammen ansehen wollen, habe ich eine gute Stunde. Doch die Fahrt zum Grenzpark dauert schon 20 Minuten, der Verkehr ist dicht. Und vor Ort heißt es dann absatteln und zu Fuß gehen.
Man kann derzeit nicht bis an den Park heranfahren, sondern muss die letzten 1,5 Meilen über einen Feldweg stiefeln. Schikane der US-Behörden gegen die Mexikaner? Ohnehin interessant zu sehen, dass auf dieser Seite der Grenze quasi Niemandsland ist und auf der anderen Seite Tijuana wirklich bis an den Grenzzaun bebaut ist. Skurril, das alles. Und für mich momentan unüberwindbar, das würde ich nie bis zur Dunkelheit schaffen.
Also enttäuscht wieder zurück zum Silver Strand Beach. Rebekka wartet schon auf mich und wir erleben an dem menschenlosen Riesenstrand einen Sonnenuntergang, der für den leichten Ärger des Tages absolut entschädigt. Dazu gibt es noch eine Pelikan-Parade am Himmel. Erst als es schon richtig dunkel ist, fahren wir zurück. An der Straße warnt eine LED Tafel, die normalerweise für Baustellen gedacht ist, vor dem morgigen Tag: „Halloween is near! Watch for ghosts and ghouls!“.
Wir fahren an einem Dennys vorbei und beschließen, dort das USA-Abschlussessen zu feiern. Noch einmal gibt es ungesunde Köstlichkeiten, getoppt von einem Stück wahnsinnig leckerer Pekannusstorte zum Dessert. Dabei gehen wir noch einmal unsere Top 10 dieses Urlaubs durch und trauern ein bisschen gemeinsam, dass es morgen schon nach Hause geht.
Zurück am Hotel parken wir neben einem Deutschen, der gerade vom Flughafen angekommen ist und plaudern ein wenig mit ihm. Er bereitet gerade seine Auswanderung vor, hat schon einen Job in San Diego. Seine Familie wird bald nachkommen. Und ja – von dem was wir bis jetzt gesehen haben, scheint diese Stadt wirklich sehr lebenswert zu sein. Nicht zu groß, nicht zu klein, direkt am Meer und ein nettes Klima. Später gehe ich noch mit einem Abschluss-Whisky auf den Parkplatz und setze mich an einen Aussichtspunkt, von dem aus man Blick auf das funkelnde Tijuana hat.
Dort lerne ich dann noch einen Montagearbeiter aus Texas kennen, der zur Zeit hier arbeitet und im Hotel lebt. Der erzählt mir sein Leben und holt noch eine Flasche Jim Beam aus dem Zimmer. Nun ja, ist ja der letzte Abend.
HOTEL-CHECK
Das Best Western Plus Marina Gateway liegt südlich von Downtown, ist ein schönes, gepflegtes Mittelklassehotel mit großen Zimmern (sogar kleiner Küche darin), einem Balkon und einem schönen Pool. Das Personal ist extrem freundlich und hilfsbereit. Fast vor der Tür fährt die Bahn ab und braucht eine Viertelstunde bis ins Gaslamp Quarter. Ich habe es nach langer Suche gewählt, da es zu unserem Zeitpunkt einfach eins der günstigsten Hotels in San Diego war.
FAZIT
Den letzten Tag werde ich dieses Mal nicht extra beschreiben. Was gibt es schon zu erzählen? Das Frühstück in der warmen Sonne vor Starbucks? Die Kofferpack-Arie? Die Fahrt am Halloween-Morgen von San Diego zum Airport Los Angeles? Dass alle Hotel-Mitarbeiter und sogar die Check-In Damen im Airport lustige Gruselkostüme tragen? Bei der Rückgabe des Jeeps an Alamo gebe ich übrigens pflichtbewußt meinen Mini-Crash in Las Vegas an, aber der Mitarbeiter guckt nur fragend und sagt: „Okay, thanx, but I don’t see any damage?“ Insgesamt sind wir 2850 Kilometer gefahren. Aber sonst … nee, es gibt nichts Berichtenswertes und auch keine dollen Fotos, deswegen schließe ich diesen Trip hier ab.
Übrigens: Wann geht’s wieder los?
My third Blog und dieser Beitrag hier werden gerne gelesen, das verrät mir Google Analytics.
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Hallo,
dies ist ein richtig toller Reisebericht, mit viel Liebe zum Detail. Macht Spaß zu lesen und bringt noch mehr Vorfreude auf die eigene Reise.
Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte. @//*o*\\@
Weiterhin schöne Reisen wünscht Simone
Ich danke Dir und wünsche gute Reise!
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