TAG 7 / VICTORIA
Freitag, 19.05.17
Heute rufen wir einen Meer-Tag aus – fast ganz ohne am Strand herumzuliegen. Zuerst schlafen wir bis 9 Uhr aus und fühlen uns dafür fast schuldig. Frühstück gibt’s natürlich wieder bei Tim Hortons. Anschließend werfen wir uns in die Limousine, um den Marine Drive abzufahren. Den könnte man sicherlich in anderthalb bis zwei Stunden bewältigen, gerade mit dem Auto. Wir machen aber eine Tagestour daraus 😉
Friedhof an der Juan de Fuca Straight
Erster Halt: Dallas Road, 0-Mile-Post. Hier, direkt am Pazifik, beginnt der Trans Canada Highway. Ein Schild eben, nicht mehr. Reicht aber für Busladungen voller Touristen (meist chinesischen), sich in Gruppen davor zu versammeln und Erinnerungsfotos zu schießen. Gleich hinter dem „0-Meilen“-Schild steht die Statue von Terry Fox, einer Art Nationalheld. Der gute hat einst ein Bein an den Krebs verloren und startete 1980 mit seiner Prothese auf einen Lauf quer durch Kanada, um Geld für die Krebsforschung einzusammeln. 143 Tage lang hat er es geschafft, dann starb er an seiner Krankheit.
Nur wenig weiter befindet sich ein schöner alter Friedhof mit Meerblick: der Ross Bay Cemetery. Am Clover Point direkt gegenüber kann man ein Stück aufs Meer hinausfahren und weit die Juan de Fuca Straße entlang sehen. Links, irgendwo hinter dem unendlich erscheinenden Blau, liegt Seattle, geradeaus leuchten die Schneegipfel des Olympic National Parks in den USA und rechts geht es Richtung Alaska. Wale sehen wir hier nicht vorbeiziehen, obwohl das durchaus vorkommen soll, dafür jede Menge Seals und Möwen.
Wir sitzen lange im strahlenden Sonnenschein auf angespülten Baumstämmen herum und gucken, bevor wir uns zur Gonzales Beach aufmachen, einem kleinen Stadtstrand in Victoria, der jetzt am Mittag von vielen Hunden und ihren Besitzern bevölkert ist. Wir sind an diesem sonnigen Tag bei etwa 18°C und leichtem Wind im Sweatshirt und Jeans unterwegs. Für Kanadier steht das Thermometer aber ganz klar auf „Sommer“ – die meisten tragen kurze Hose und T-Shirt, viele FlipFlops. Eltern lassen ihre nackten Kleinen im etwa 16 °C kalten Wasser planschen und sehen im Bikini dabei zu. Brrrr….
Wilde Seals, die einem aus de Hand fressen
Der chinesische Friedhof in der Nähe ist leider geschlossen und nur von außen zu bewundern. Hier wurden viele chinesische Arbeiter beerdigt, die vor langer Zeit dabei halfen, Kanada aufzubauen. Dort sehen wir auch zum ersten Mal gelb und orange leuchtenden Mohn – wie unser Klatschmohn, nur eben mit ganz anderer Farbe. Es folgen viele weitere Viewpoints, immer mit Meer. Ich möchte hier nicht langweilen, in dem ich immer das gleiche schreibe. Wer selber mal nach Victoria möchte: Eine tolle Zusammenfassung des Marine Drives und was es zu sehen gibt, findet sich auf dieser Seite. Fazit ist: Der Marine Drive lohnt sich absolut, ob mit dem Fahrrad oder dem Auto, und wird auch einen ganzen Tag lang nicht langweilig – wenn man das Meer mag. Aber ansonsten wäre man wohl kaum hier. Übrigens verlässt man auf dem Drive nie Victoria.
Nur noch etwas zu einem weiteren Highlight: Ob man ihn nun abfährt oder nicht, der Oak Bay Marina in Victoria sollte man in jedem Fall einen Besuch abstatten. Der Jachthafen mit schönem angeschlossenen Café-Restaurant hat etwas ganz besonderes zu bieten, denn dort sind freilebende putzige Seals zu finden, die zwischen den Booten herumtollen. Und die wissen, dass Touristen immer etwas zu fressen dabei haben. Sie betteln, machen Spiränzchen, poussieren wie eine Katze, nur um einen Happen ins Wasser geworfen zu bekommen. Sie applaudieren sogar von sich aus, was wie ein „Bitte, bitte zu mir werfen“ aussieht und es sicher auch heißt. Wer Futter sucht, kann im Shop am Hafen gleich für kleines Geld getrocknete Heringe kaufen. Die Seals fressen es einem aus der Hand
Der Abend klingt nach einem Kanada-Abschluss-Essen im Dennys so aus wie der gestrige: am wunderschönen Breakwater. Heute latsche auch ich die 700 Meter aufs Meer hinaus, denn die „Foto-Arbeit“ habe ich gestern erledigt und Freund Richard ist heute auch nicht da. Am anderen Ende des Breakwaters, einem kleinen Leuchtturm, hat man beste Sicht auf das Kreuzfahrtschiff-Terminal. Drei mächtige Ozean-Bütten liegen dort vor Anker und gerade als wir ankommen, legt die Norwegian Jewel im Sonnenuntergang ab. Ein ganz schönes Spektakel, so einem Riesenschiff dabei zuzusehen, wie es sich langsam aus dem Hafen pellt. Wir schauen ihr noch lange hinterher, wie sie als bunter Punkt immer kleiner wird und vom Blau der Berge und des Ozeans geschluckt wird. Überhaupt – dieses Breakwater ist ein großartiger Punkt, an dem ich – wie Richard – sicher öfters Abend spazieren würde, würde ich hier wohnen. Unser Fazit: Victoria? Mögen wir!
Als wir über das Breakwater zurück in Richtung Auto gehen, kann man in Richtung Süden ganz schwach einen orangen Schimmer am Himmel entdecken. Genau in dieser Richtung liegt Seattle und das müssen die Lichter der Stadt sein. Morgen früh geht’s dort hin! Eine tolle Woche Kanada liegt hinter uns, aber jetzt freuen wir uns auch auf eine Woche voller neuer Abenteuer in den USA!
HOTEL-CHECK
Das ZED Hotel ist relativ günstig – daher auch meine Wahl, denn Victoria ist was Unterkünfte betrifft ein teures Pflaster. Es gibt sich sehr modern und hip, was von der Aufmachung her auch stimmt. Aber alles in allem ist es eben ein stinknormales Durchschnitts-Motel. Ein kleines Indoor-Schwimmbad ist dabei (haben wir nicht genutzt) und das Frühstück (auch nicht genutzt) in der Rezeption ist recht teuer. Da gibt es günstigere Alternativen ringsum. Unser Zimmer war okay sauber, aber es müffelte ein bisschen. Kurz: Zum Schlafen reicht es aus, da macht man nichts falsch. Wirklich cool aber ist der Shuttle-Service in die Stadt, zum Beispiel zur USA-Fähre oder wohin man will. Der wird mit alten aufgepimpten VW-Hippie-Bussen betrieben.
My third Blog und dieser Beitrag hier werden gerne gelesen, das verrät mir Google Analytics.
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