TAG 10 / MOAB – MONUMENT VALLEY
Montag 24.10.16
Ein „Krimi“ zum Frühstück
Heute hat das Moab Diner wieder geöffnet. Ganz nettes Frühstück, aber sauteuer. Im Supermarkt versorgen wir uns noch mit dem Nötigsten, checken aus und schon sind wir wieder on the road. Heute werden ein paar Meilen gemacht – es geht ins Monument Valley! Der lange Weg dorthin ist gespickt mit einigen Highlights. In Blanding, einem gottverlassenen, hässlichen Kaff, muss erst mal Benzin her. Die Leute in der Tanke sind irgendwie komisch. Keine Ahnung, warum. Sie reden nicht, gucken nur irgendwie abschätzend und eigentlich fehlte nur, dass mir einer einen dicken Flatschen Kautabak vor die Schuhe rotzt. Schnell weiter.
Kurz darauf wollen wir von der 191 auf die 95 wechseln, statt bis zum Valley durchzufahren. Denn wie gesagt … die Highlights am Wegesrand. An der 95 halte ich kurz vor dem Natural Bridges Monument an, um einen Snack aus dem Kofferraum zu fischen. Da bemerke ich auf einer Straßenkuppe hinter uns ein weißes Auto, dass ebenfalls anhält. Vielleicht 200 Meter entfernt mitten in einer Kurve. Das fällt deswegen auf, weil die Straße sehr einsam ist, die Gegend sowieso und vielleicht alle fünf Minuten mal ein Auto entgegenkommt. Nachdem wir unseren Snack verdrückt haben, fahre ich weiter. Im gleichen Moment schält sich der weiße Pick-Up hinter uns auch vom Straßenrand los und fährt ebenfalls weiter. Er bleibt immer in gleicher Entfernung hinter uns, egal, wie schnell oder langsam ich fahre. Komisch. Einige Kilometer weiter halten ich wieder an der Seite an, das kommt mir doch irgendwie spanisch vor. Und der Pick-Up hinter uns … hält ebenfalls! Dieses mal vielleicht noch hundert Meter entfernt. Immer noch genug, um nicht erkennen zu können, wer darin sitzt.
Verfolgt der uns jetzt oder nicht?
Mal aufs Navi gucken … gleich kommt eine Kreuzung. Dort wollen wir eigentlich links, geradeaus geht’s zu den Natural Bridges. Da wird wohl ein Visitor Center oder ähnliches sein. Wenn er uns folgt, fahre ich da hin. Ich biege wieder ab auf die Straße – der Pick-Up biegt wieder auf die Straße… Jetzt hab ich keine Angst mehr vor einem Ticket sondern drücke aufs Gas, fahre zwischen 70-90 Miles und kann ihn durch die kurvige Strecke bald nicht mehr sehen. Am Natural Bridges nutzen wir die sanitären Anlagen und warten ein Viertelstündchen auf dem belebten Parkplatz. Es kommt kein weißer Pick-Up. Auch auf dem Weg zurück zur Kreuzung ist keiner mehr zu sehen. Sonderbares Erlebnis. Vielleicht nur Einbildung, aber definitiv sonderbar.
Endlich sind wir auf der 261, die noch einsamer ist und auf der uns exakt 25 Minuten lang kein einziges Auto begegnet (auch kein weißes). Die Landschaft bietet eine Mischung aus Lüneburger Heide und Eifel. Verrückt. Kurz vor dem Moki Dugway – einer Serpentinen-Piste aus Schotter, die sich 335 Meter hinab schlängelt, fahren wir geradeaus weiter. Ebenfalls über eine Schotterpiste gelangen wir so zum Muley Point. Auch hier ist niemand, bis auf einen einsamen Abenteurer mit seinem Jeep, der hier offenbar ein kleines, einsames Picknick abhält. Die Aussicht ist einmal merh (es ist ja bald peinlich, das immer wieder zu schreiben) atemberaubend. Man sieht das Monument Valley in der Ferne und sogar eine Bergkette in Colorado ist auszumachen. Hammer. Und wie tief das hinab geht! Und welche riesigen Felsbrocken schon mit handbreiten Bruchkanten durchsetzt sind und sicherlich auch bald in die Tiefe stürzen!
Serpentinen zu den Göttern
Zurück am Start des Dugway folgt das nächste Autofahrer-Abenteuer. Diese in den Berg gehauene Schotterstraße hat es ins sich, ist aber trotzdem gut zu befahren, so lange einem kein Truck entgegen kommt. Nur Leitplanken gibt es halt nicht. Dafür eine tolle Sicht auf das Valley of the Gods. Mittendrin, was sehr skurril aussieht, eine einzelne Ranch. Weit und breit sieht das Auge nur Landschaft bis zum Horizont, bis auf diese eine Ranch. Unten angekommen, entpuppt sie sich als eine der wohl am einsamsten gelegenen Pensionen der Welt. Kaffee für Vorbeifahrende bietet die gute Frau auf Nachfrage leider nicht an. Von dort aus ist man gleich am Startpunkt der Rundfahrt im Valley of the Gods. Schotter, Schlaglöcher, hohe Hügel – egal, da müssen wir durch. Ich schalte die Automatik auf Vierradantrieb und los geht’s.
Die paar Autofahrer, die auch hier unterwegs sind, grüßen alle freundlich im Vorbeifahren. Jeder lächelt. Kein Wunder, denn was man hier sehen kann, macht jedes Staubkörnchen wett. Und der Staub ist wirklich überall. Das hier ist der Wilde Westen, wie man ihn aus all den Filmen kennt. Unglaublich, dass dieses Valley hier kein National- oder wenigstens State Park ist, sondern eben einfach da (siehe Fotos). Nach dem Valley düsen wir wieder über geteerte Straßen Richtung Mexican Hat, einem kleinen Weiler auf dem Weg, in Richtung Monument Valley. Klar halten wir hinter Mexican Hat auf der 163 kurz an, um das Foto zu machen. Und zwar genau dort, wo Tom Hanks als „Forrest Gump“ seinen Lauf quer durch Amerika beendete, weil er eben keine Lust mehr hatte. Darauf weist sogar ein Schild hin.
Karate Kid und Forrest Gump im Monument Valley
Nur – kurz anhalten ist nicht. Ein amerikanisches Pärchen kommt uns zuvor. Und dessen männlicher Part hat sich wohl in den Kopf gesetzt, das perfekte Foto zu bekommen. Wieder und wieder „performt“ er einen Karate-Kick (ich habe keine Ahnung von Kampfsport, aber es sieht so aus), bei dem er quer in der Luft liegt. Und seine Freundin muss das ganze mit dem Monument Valley im Hintergrund perfekt ablichten. Immer mal wieder kontrolliert er ihre Fotokünste auf dem Display, ist aber nie zufrieden. Als sie endlich fertig sind, darf ich auch mein „Wir fahren aufs Monument Valley zu“-Bild machen. Wenn auch leider bei wolkenverhangenem Himmel.
Das Monument Valley ist Indianerland und die Hausherren verlangen Eintritt zu ihrem Grund. Doch das Kassenhäuschen ist leer – freie Fahrt! Dafür fängt es an zu schütten. Im Valley selbst gibt es außer dem von einer cleveren jungen Indianerin betriebenen „The View“-Hotel nicht viel. Nein, eigentlich gar nichts.
Das The View ist echt okay, auch wenn unser Zimmer 202 nicht wirklich supergünstig liegt (wir haben noch ein bisschen Aussichtsplattform im Bild) schaut man eben vom Balkon mitten auf die weltberühmten Buttes. Zum Sonnenuntergang gehe ich lieber auf die Aussichtsplattform, wegen komplett freier Sicht. Aber der Untergang fällt leider aus. Zu viele Wolken, es wird einfach nur dunkler. Na ja, vielleicht habe ich morgen früh mehr Glück. In Ermangelung jeglicher Infrastruktur wird natürlich auch im Hotel selbst zu Abend gegessen. Und ich bin überrascht – so viel teurer ist es hier gar nicht und auch das Essen ist nicht übel. Rebekka traut sich an den Navajo-Teller mit typischen indianischen Gerichten, ist aber nicht so zufrieden, wie ich mit meinem Burger. Danach geht das Fotospiel los. Im TV verfolgen wir einen lustigen lokalen Nachrichtensender (lustig, weil es hier eben nicht so viel zu berichten gibt, das aber wie Top-News aufbereitet wird), während ich immer wieder auf den Balkon husche. Auch das Wolkenradar im Internet ist unter meiner ständigen Beobachtung. Sobald sich ein noch so kleines Wolkenloch auftut, spurte ich nach draußen, um die Sterne zu fotografieren. Aber, leider, leider – wolkenlos ist es nie.
HOTEL-CHECK
Siehe den letzten Abschnitt des Textes. Das The View ist nicht nur zu empfehlen, sondern schlicht und einfach auch das einzige Hotel im Monument Valley, das so nah dran ist. Frühes Vorbuchen empfiehlt sich!
My third Blog und dieser Beitrag hier werden gerne gelesen, das verrät mir Google Analytics.
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