Montag, 6.11.2017 / Memphis – Huntsville
Baumwollfelder und die Mondlandung, wie passt das zusammen? Heute müssen wir erst das eine passieren, um zum anderen zu kommen – der Wiege der US-Raumfahrt in Huntsville, Alabama. Dorthin, wo Geschichte geschrieben wurde und wo die bisher größten Weltraumabenteuer der Menschheit begangen.
Und weil dafür eine dreieinhalb Stunden lange Fahrt auf uns wartet, geht es früh aus den Federn. Bye, bye du hässliches und doch so interessantes Memphis – du hast uns echt gut gefallen! Die recht langweilige Strecke zurück nach Alabama wird durch einen hartnäckigen Dauernebel nicht eben interessanter. Immerhin ist es recht warm und immer mal wieder führt der Highway entlang von riesigen Baumwollfeldern.
So ISSt man im All
Irgendwann kommen wir endlich in Huntsville an. Schon von weitem sticht die mächtige Saturn V Rakete, die am U.S. Space & Rocket Center außerhalb der Stadt aufgestellt wurde, aus der Landschaft. Genau dort, wo die Mondrakete steht, wollen wir gleich hin. Nur noch schnell das Gepäck loswerden und einchecken. Downtown präsentiert Huntsville sich als putziges Städtchen, sogar eine der Kirchen ragt wie eine Rakete in den Himmel. Alles wirkt es sehr fein herausgeputzt. Man merkt, dass hier mehr Auswärtige als Einheimische leben, die etwa bei der NASA oder Boeing arbeiten.
Im Hotel ist unser Zimmer leider noch nicht fertig, also geht es schnurstrack zurück zum Space & Rocket Center. Von außen wirkt es schon toll. Die Challenger, die Saturn V, viele weitere Raketen und Flugzeuge – das macht schon was her. Innen habe ich dann das Gefühl, als würde das riesige Museum ein wenig in der Zeit zurückhängen. Wahrscheinlich bin ich aber auch nur zu verwöhnt von den vielen tollen Museen, die ich bereits in den Staaten sehen durfte.
Es ist ja auch nicht wirklich schlecht hier. Zu Beginn bewundern wir das Teilmodell der ISS. Geklärt werden dort etwa Essenszubereitung und Toilettengang sowie die Frage „Wie schlafen Astronauten eigentlich”? Sicherlich die meist gestellten Fragen rund um die ISS und deswegen völlig okay. Gleich daneben ist ein riesiger Tauchtank, in dem wohl auch wirklich Schwerelosigkeit geübt wird.
Der alte Mann und Wernher
Hier und dort befinden sich Volunteers, denen man Fragen stellen kann. Wohl Ex-NASA Mitarbeiter, die in ihrer Rente einfach gerne ehrenamtlich Fragen beantworten. Ich spreche den Mann an und frage, warum es die Wiege der US-Raumfahrt ausgerechnet hierher, nach Huntsville, in die Mitte von Nirgendwo verschlagen hat. Ob ich denn Wernher von Braun kennen würde? Klar, sage ich, der hat für die Nazis die „Wunderwaffe” V2 entwickelt und sich später mitsamt seinem Team den Amis ergeben. Die haben das Geschenk sehr gerne angenommen und die Herren mit in die USA genommen, wo sie statt Steine klopfen an ihrer Raketentechnik weiterforschen durften. Das war die Initialzündung für das Raumfahrtprogramm Amerikas und die NASA.
„Richtig”, sagt der Mann. „Sie wurden nach Texas gebracht und sollten dort weiter an der V2 und Nachfolgern arbeiten.” „Aber warum Huntsville?”, hacke ich nach. Zum einen sei hier bereits ein ausreichend großes und geeignetes Militärgelände vorhanden gewesen, werde ich belehrt, zum anderen hätten die Deutschen es im staubtrockenen Texas nicht mehr ausgehalten. „Sieh dich um”, sagt er, „Hügel, Wälder, das Klima ist gemäßigt – wie in Deutschland”, lacht der NASA-Veteran. Es gebe heute noch eine sehr große deutsche Community in der Stadt. Da habe ich ja wieder etwas gelernt.
Er erzählt noch einiges mehr. Zum Beispiel, warum die Kommandozentrale für Raketenstarts in Houston/Texas liegt, die Maschinen selbst in Huntsville/Alabama gebastelt, sie aber in Cape Canaveral/Florida gestartet werden. Doch ich will den Rahmen hier nicht sprengen.
Die Mondrakete
Das beste am gesamten Areal hier ist jedoch die große Halle mit der liegenden Saturn V. Was für ein Mordsgerät. Sie brachte die ersten Menschen auf den Mond. Rund um die Rakete wird an vielen Stationen die Technik dahinter und noch viel mehr erklärt. Für meine Begriffe allerdings oft zu detailliert und technisch. Man merkt, dass Forscher dieses Museum mit Begeisterung bestückt haben und dabei nicht immer an Menschen dachten, die in Physik und Mathe eher nicht so die hellsten Kerzen auf der Torte waren. Menschen wie mich zum Beispiel. 😉
Wir bleiben bis zur Closing Time um 17 Uhr dort. Zurück im Hotel sind wir überrascht – das ist eine echt großzügige Suite. Mit Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer, alles in einem Raum zwar, aber dafür in einem sehr großen. Toll – für rund 120 Dollar/Nacht hatten wir da schon weitaus schlimmeres. Wir haben gerade die Koffer hinein gerollt, da schnüffele ich Essen. Kurz mal nachsehen … tatsächlich: Im Frühstücksraum ist ein kleines Buffet aufgebaut – Suppe, Salat, Brot Häppchen. Dazu gibt es Softdrinks und Wein oder Bier zum selberzapfen (!). „Greifen Sie zu, das ist im Zimmerpreis inbegriffen”, werde ich aufgefordert. Na dann … 😉
Der weitere Abend beziehungsweise das von uns gewählte Diner ist nicht der Rede wert. Ansonsten gibt es noch ein paar Late Night-Shows im TV und ein paar Bierchen, bis es ins Bett geht.
HOTEL-CHECK
Siehe den letzten Absatz oben. Die Homewood Suites Hilton Huntsville Downtown sind eine klare Empfehlung wert!
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Wie immer, sehr schön geschrieben. Wir waren bereits in Cape Caneveral, deshalb hatten wir Huntsville auf unserer Route ausgelassen. Trotzdem musste ich den neuen Bericht sofort lesen. Dieses Mal ein wenig kurz, was aber wahrscheinlich dem neuen Nachwuchs geschuldet ist.😉