Am besten Südwesten – Reisebericht USA 2016 / Tag 12

TAG 12 / SEDONA – PHOENIX
Mittwoch, 26.10.16

Gleich neben dem Motel frühstücken wir im Red Rock Café. Bagel, Creamcheese, das übliche eben. Aber irgendwie habe ich einen süßen Zahn und schaue noch mal in die Karte. Ah, da – ein Zimtkringel. „Beware, it’s a meal!“ steht als Warnung daneben. Vielleicht kostet er deswegen fünf Dollar? So groß wird er schon nicht sein, wir werden teilen. Nach zehn Minuten kommt das Monster. Ganz frisch aus dem Ofen, noch dampfend und mit geschätzt 200 ml Zuckersirup übergossen. Das ist mehr als eine Mahlzeit! Wir taufen ihn „Zimti“, essen ein Viertel davon und lassen uns den Rest einpacken. Zimti sollte uns den ganzen Tag begleiten – und trotzdem wanderte noch ein Drittel in die Tonne.

Und noch einmal rote Steine
Nachdem die Koffer verstaut sind, fahren wir die Scenic Route ab, die praktischerweise vor dem Motel beginnt. Am Bell Rock laufen wir den Trail mit gleichem Namen. Doch, Sedona mit seinen tiefroten Felsen vor all dem Grün hat schon was. Allerdings kommen wir gerade aus Utah und aus dem Monument Valley. Und da kann Sedona nicht gegen anstinken. Die Chapel oft he Holy Cross hingegen ist schon was ganz besonderes. Eine Kirche, die in den Fels gehauen wurde und eine tolle Aussicht bietet. Sie liegt auf einer Anhöhe und fußlahme Touris lassen sich für zwei Dollar mit Golfcaddys hinauf kutschieren. Doch, die Kirche ist toll. Obwohl sehr viel los ist, strahlt sie eine wunderbare Ruhe aus.

Sedona Bell Rock Trail

Zurück auf der Scenic Route und nach unendlichen Kreisverkehren verlassen wir die Sedona-Regions und kommen schon bald am Montezuma Castle National Monument an. Dank Nationalparkpass haben wir hier freien Eintritt, hätten aber auch dafür bezahlt. Zwar dauert eine Runde durch den schönen „Park“ nur eine Dreiviertelstunde, aber das „Indianerschloss“ mitten im Fels ist wirklich beeindruckend. Auch die Umgebung ist nett gemacht. Viele Schilder bieten einiges an Infos zu Flora und Fauna.

Bei 100 Grad zu den Saguaros
Die restlichen anderthalb Stunden nach Phoenix reißen wir dann auf einer Pobacke ab. Je näher wir der Hauptstadt Arizonas auf einem achtspurigen Highway kommen, umso heißer wird es. Rekord sind schlanke 100 Grad Fahrenheit, sprich 37,77 Grad Celsius. So viele Autos, so viele Menschen, Flugzeuge und Helikopter – nach all der Einsamkeit der letzten Tage bekommen wir wieder einen kleinen Kulturschock.

Links und rechts des Highways grüßen schon viele der für die Gegend wohl typischen Saguaro-Kakteen. Diese großen, fleischigen „Finger“, die man aus Western kennt. Gleich werden wir noch viel mehr davon sehen, denn unser erster Halt ist im „Desert Botanical Garden“ am Stadtrand von Phoenix. Dort ist kaum was los, vielleicht liegt es an der Hitze? Die Anlage ist jedenfalls sehr weitläufig und ganz toll angelegt. Hier und da mit ein bisschen Glaskunst und Wasserläufen verziert, findet man wohl so ziemlich alle Kakteenarten, die es in den USA und darüber hinaus gibt.

Phoenix: Desert Botanical Garden

Aber nach anderthalb Stunden ist Schicht im Schacht – es ist schlicht zu heiß! Die Suppe läuft uns nur so vom Körper. Schnell ins kühle Auto und ab nach Scottsdale, das direkt an Phoenix grenzt und wo wir unser Motel gebucht haben. Beim Auspacken bemerke ich, warum es schon den ganzen Tag so komisch roch im Auto… Budweiser! Eine Dose meines kleinen Bierdosenvorrats in der Reserveradmulde (den ich ehrlicherweise schon vergessen hatte) hat die Hitze nicht überlebt und ist geplatzt. Die nächste halbe Stunde verbringe ich damit, den Kofferraum irgendwie von Bierresten und vor alle dem Geruch zu befreien. Was für eine Sauerei.

Danach ist es schon 16.40 Uhr – die Sonne geht bereits in einer Stunde unter. Schnell raus aus den Klamotten und ab in den schönen Pool des Motels. Aaahhh… das tut gut. Bis es dunkel wird bleiben wir am und im Wasser und da wir fast durchgängig die einzigen sind, wird trotz Verbots auch ausgiebig vom Beckenrand gesprungen 😉 Muhahaha – Breaking the law …

Nach einer Dusche steht die Abendgestaltung an. Eigentlich würde ich ja gerne die leuchtende Skyline von Phoenix fotografieren. Andererseits knurrt der Magen (trotz Zimti) und ein Pool-Bier hatte ich auch schon, da ist Autofahren nicht mehr so angesagt. Also latschen wir durch die schöne Old Town von Scottsdale, betreiben ein bisschen Window-Shopping in den teils skurillen Läden und entscheiden uns mit Hilfe von Tripadvisor für die „Rehab Burger Therapy“. Großartig! Dies ist der Tag der Giganto-Mahlzeiten. Unsere Burger sind riesig (für Kenner: fast so heftig wie der Norm-Burger im „Cheers“ in Boston) und me-ga-leck-er. Ich weiß nur noch, dass meiner „Porkanator“ hieß und an irgendetwas auch Trüffel dran war.

Wir sind mehr als randvoll und die Kellnerin gibt mir noch ein High Five, weil ich ihre Küche so lobe. Anschließend rollen wir noch in die Old Town Tavern. Wir sitzen bei 25 Grad davor an der Straße, drinnen gibt es Live Musik, die Drinks sind kühl und günstig – härrlisch. Dort planen wir noch ein wenig den letzten Teil dieser Reise, der morgen beginnt: San Diego!

HOTEL-CHECK
Das Howard Johnson Scottsdale Old Town ist ein ganz klassisches Motel. Sogar eins, mit einem kleinen Frühstück. Der Pool ist sauber und groß genug, die Zimmer jetzt nicht unbedingt hübsch, aber zweckmäßig. Es ist sehr gut gelegen und man kann fußläufig die Old Town erkunden. Und das alles für 60 Euro pro Zimmer, da kann man nicht meckern.


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