Wandelbares Andalusien – Ein Reisebericht / Tag 4

TAG 4 / SEVILLA-TARIFA
Mittwoch, 29.05. 

Jede Menge Sonne erwartet uns am vierten Morgen in Spanien. Und richtig lecker warm ist es auch schon. Nach dem Frühstück packen wir also gleich unsere Koffer und winken noch einmal von der Dachterrasse des Hotels runter auf Sevilla. ¡Adiós! War schön hier!

In unserem kleinen Panda düsen wir über eine fast menschenleere Autobahn gen Tarifa, an den südlichsten Punkt Festland-Europas mit Blick auf Afrika. Der über zwei Stunden dauernde Trip wird absolut nicht langweilig, denn schon der Mittelstreifen (!) ist hier schön. Dort wachsen keine Wälder aus undefinierbares Gestrüpp wie bei uns, sondern blühende Büsche. Das sieht richtig angelegt und gepflegt aus – und das über die gesamte Autobahnstrecke! Links und rechts der Bahn blicken wir auf mediterrane Landschaften, die ein oder andere Palme, sehr viele Strommasten auf deren Spitze Störche wie I-Punkte nisten und auch der ein oder andere Wind- und Solarpark kommt ins Bild. Die nicht zu vermeidenden riesigen Stier-Silhouetten natürlich auch.

Die allgegenwärtige Stier-Silhouette

Auch in Tarifa scheint die Sonne, allerdings bläst auch der Wind ganz ordentlich. Kein Wunder, soll hier ja auch die Kitestadt Europas sein. Bei 17°C sind wir in unseren kurzen Klamotten sehr underdressed. Im Hotel, einer kleinen, privat geführten ehemaligen Finca am Ortsrand, werden wir sehr nett empfangen. Nach einer kurzen Pause leihen wir uns zwei alte, angerostete Drahtesel. Darauf radeln wir über einen Brettersteg am Atlantikstrand vorbei in Richtung Innenstadt. 20 Minuten brauchen wir für die Strecke, ohne Wind wäre es wahrscheinlich die Hälfte gewesen.

Tarifa selbst ist jetzt nicht unbedingt ein Schmuckstück. Zahlreiche, um diese Jahreszeit noch leere, Ferienwohnungen im immer gleichen Beton-Style gähnen uns an. Baustellen reihen sich an Baustellen, Müllhaufen an Sperrmüll. Schnell erreichen wir den südlichsten Punkt Festlandeuropas. Eine kleine Straße, die zu einer Mini-Insel führt, die militärisches Sperrgebiet ist. Am Horizont leuchten die nur 14 Kilometer entfernten Hügel und Berge Marrokkos zu uns herüber. Fünf Meter links von uns plätschert das türkisblaue Mittelmeer an die Steine, Fünf Meter rechts von uns rollt der tiefblaue Atlantik rauschend an den Strand. Verrückt.

Am südlichsten Punkt Festland-Europas in Tarifa

Ein paar Wagemutige trauen sich trotz Temperatur und Wind tatsächlich ins Mittelmeer. Kitesurfer sieht man ohne Ende. Ich muss natürlich sofort einen Wassertemperaturtest durchführen. An welchem Ort der Erde kann man schon innerhalb von einer Minute mal eben mit den Füßen in zwei unterschiedlichen Ozeanen stehen? Und tatsächlich – Das Mittelmeer ist wirklich ein bisschen wärmer! Irgendwie ein magischer Ort hier. Aber auch ein bisschen ernüchternd wenn man weiß, dass genau hier jedes Jahr ein paar Leichen von Afrika-Flüchtlingen an Land gespült werden.

Nachdem ich mich satt fotografiert habe, radeln wir in die doch wenigstens etwas schöne Altstadt von Tarifa. Hier ist es plötzlich fast windstill und richtig warm, fast heiß! Wir reißen uns die Pullover vom Körper und lassen uns im Café Central nieder. Hier herrscht Jack Johnson-Surfer-Easy Going-Atmosphäre pur. Alle sind so sonnengegerbt verdammt braun, gutgelaunt und locker.

Als wir die Innenstadt wieder verlassen, kehrt sofort der Wind zurück und die gefühlte Temperatur fällt um sieben bis acht Grad. Verrückt! Trotz starkem Gegenwind irgendwann wieder im Hotel angekommen, sind unsere Wangen gesandstrahlt. Wir genießen noch ein bisschen die Sonne im zauberschönen Palmengarten der Finca auf der Sonnenliege (mit Pullover!) und machen uns dann ins gegenüberliegende Restaurant auf. Hier gibt es zum Abendessen Steaks von den Salzwiesen-Rindern, an denen wir eben noch in Strandnähe vorbeigeradelt sind. Haben sehr gut geschmeckt, die Jungs!

 

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