TAG 3 / LISSABON
12.09.11
Uiuiui, was können Waden brennen! War wohl ein bisschen viel auf und ab über Kopfsteinpflaster gestern. Aber nutzt ja nix, nach dem Frühstück geht’s um 11 Uhr zur Metro, um raus zum ehemaligen Expo-Gelände der Stadt zu fahren. Dort befindet sich nicht nur Unmengen an moderner und teils recht mutiger Architektur, sondern auch das Oceanario. Nach eigenen Angaben besitzt es mit seinem Zentral-Aquarium das größte Fischbecken Europas. Und wenn man vor diesem sieben Meter hohen und fünf Millionen Liter Wasser fassenden Trumm steht, glaubt man das auch. Wirklich beeindruckend.
Haie, Tunfisch-Schwärme, ein Mondfisch, Mantas … Wir sitzen lange vor diesem unglaublichen Becken, dass man aus verschiedenen Blickwinkeln und immer neuen Ecken aus von oben und unten bewundern kann. Außerdem umfasst das Aquarium noch andere Anlagen, die den typischen Umgebungen der Arktis, des Indischen Ozeans, des Atlantiks und des Pazifiks nachempfunden sind – diese sind von oben und „unter Wasser“ zu bewundern. Viele weitere „kleine“ Becken runden die ganze Sache ab – echt lohnenswert! Nach einigen Stunden Aquarium bummeln wir noch ein wenig über das Expogelände am Tejo-Ufer, aber die vielen hellen Freiflächen tun unserem Sonnenbrand nicht wirklich gut. Also wieder ab in die Metro und zum Parque Eduardo VII. Von hier aus bietet sich uns die bisher schönste Aussicht auf die Stadt. Über den riesigen Park, seine Statuen und das Heckenlabyrinth geht der Blick bis runter zum Tejo-Ufer. Ein „Must See“, wie wir finden.
Wir gehen zu Fuß den Park hinab in Richtung Rossio. Mittlerweile ist es schon nach halb sieben und es muss was in den Magen. Den füllen wir in einem „echten“ portugiesischen Ecklokal, das nicht nach Touristennepp aussieht und in dem wir gestern Abend viele Portugiesen sahen. Es gibt Schweinekotelett und Sardinen vom Grill. Ganz OK und vor allem günstig. Es folgt, obwohl die Beine schlimmer brennen als heute morgen, die unvermeidliche „Blaue Stunde und Nachtfoto“-Tour durch die Altstadt. Ergebnisse siehe unten in der Gallerie. Danach gönnen wir uns (OK, ich mir) noch ein paar Feierabend-Bierchen in der Wohnung, inklusive Fotocheck und diesen paar Zeilen hier.
Die Müllabfuhr ist heute übrigens früher unterwegs. Schon um 23 Uhr verbreitet sie einen Höllenlärm vor „unserem“ Haus, dafür bleiben sie auch fast ’ne halbe Stunde dort stehen, rattern mit zahllosen Mülleimern über Kopfsteinpflaster und werfen Flaschen in den Müllwagen. Diese Lissaboner sind wirklich schmerzfrei. Ich frag mich die ganze Zeit, was die Leute denken, die hier wohnen und morgen früh zur Arbeit müssen? Sie kennen es wahrscheinlich nicht anders und schlafen eben mit Oropax oder hören das gar nicht mehr. Schließlich kommt bei uns die Müllabfuhr auch meist am frühen Morgen, wenn viele noch schlafen. Ach, übrigens: Wer gerne mal einen dampft, kommt hier nicht zu kurz. Auf der abendlichen Fototour wurden wir mindestens ein dutzend Mal angesprochen, ob wir nicht „Haschiiisch, Maijuhanna, Schiiieet?“ kaufen wollen.
TAG 4 / LISSABON
13.09.11
Um 09.30 Uhr schlappen wir rüber zum Rossio, um mein Geburtstagsfrühstück stilgerecht im Café Nicola einzunehmen. Es ist jetzt schon richtig heiß und der Rossio wuselt nur so vor Geschäftsleuten, Touris, Arbeitern und anderen Einheimischen. Nebenbei lernen wir, dass die Straßenverkäufer morgens eher Sonnenbrillen als Rosen und Armbänder anbieten. Anschließend kurz noch mal in die Wohnung frisch machen,Rucksack laden und ab geht’s mit Metro und Tram in den weit westlich gelegenen Stadtteil Belem. Wir hoppen am Cais do Sodre noch kurz aus der Bahn, um einen Blick in die Markthalle zu werfen. Leider sind wir schon spät dran und es haben nicht mehr viele Fisch-, Fleisch- und Gemüsehändler was in der Auslage zu bieten. Also auf zum nächsten Programmpunkt, dem Kloster Mosteiro dos Jeronimos.
Selbiges ist eine unglaubliche Wuchtbrumme, wunderschön und zudem ein UNESCO-Weltkulturerbe. Zum ersten Mal kommen wir dort so richtig mit der Manuelinik in Berührung, einem portugiesischen Architekturstil, den man wohl am besten mit „Zuckerbäcker-Stil“ beschreiben kann. Unglaublich viele feine Verzierungen schmücken die Mauern des Klosters und den beeindruckenden Kreuzgang. Diesen und sämtliche andere zugänglichen Räume des Kloster erkunden wir aufs Genaueste. Trotz aller Manuelinik hat mich die Klosterkirche aber am meisten beeindruckt. Ich kann noch nicht einmal genau sagen warum, es ist einfach nur ein richtig schönes Gebäude! Der gute alte Vasco da Gama liegt übrigens auch dort begraben.
Mittlerweile ist es früher Nachmittag und zurück auf der Straße stehen wir sofort wieder im eigenen Saft. Aber nicht meckern – wir wollten den verschollenen Sommer 2011 suchen, wir haben ihn gefunden! Da muss auch Schwitzen drin sein. Das tun wir ordentlich auf dem Fußweg zum „Denkmal der Entdeckungen“, dem Padrao dos Descobrimentos. Es stammt aus den 1960er Jahren, also der Zeit der Diktatur unter Salazar. Dementsprechend monumental ist es ausgefallen, aber durchaus nett anzusehen. Den Weg hinauf sparen wir uns aber, denn in der Ferne leuchtet uns schon der Torre de Belem entgegen, das Wahrzeichen Lissabons überhaupt.
Dumm nur, dass von unserem Standpunkt aus bis dahin etwa zwei Kilometer zu bewältigen sind, ohne auch nur einen Hauch von Schatten am Wasser entlang. Also erst mal zum nahen Italiener und ein Geburtstags-Eis gegönnt 😉 Danach begießen wir uns noch ein wenig gegenseitig mit eiskaltem Wasser und nehmen den Marsch zum Torre auf. Zum Glück, denn ansonsten hätten wir ein Highlight des Urlaubs verpasst.
Rund um den alten Wehrturm tost schon ein wenig die Brandung, der offene Atlantik ist ja auch nur noch ein paar Kilometer entfernt. Der Turm selbst bietet von innen außer tollen Ausblicken auf die Brücke des 25. April und die restliche Umgebung jetzt nicht wirklich viel, bis auf den Kerker im Untergeschoss. Aber das ganze Bauwerk ist eben einfach nur nett anzusehen!
Wir sitzen lange hier und da und bewundern den Torre von allen Seiten, während die Sonne immer tiefer sinkt und das Licht immer schöner wird … und der Hunger immer größer. Also los zur Tram und ab in die Altstadt, um sich ein Abendessen zu jagen. Wir landen im Restaurant „560“. Kurz – Essen lecker (aber eher „Haute Cuisine“-Portionen), Service unfreundlich. Ziemlich geplättet nehmen wir die Achterbahn-Tram 28, um uns noch einmal im Dunkeln durch die Altstadt rappeln zu lassen. Am Platz Martin Moniz kurz vor unserer Wohnung steigen wir aus und erleben noch ein spontanes Konzert einer Samba-Truppe. Mitten auf dem Platz. Um 22.30 Uhr. Direkt vor einem großen Hotel. Na dann gute Nacht.